Lymphdrainage

Bei Bedarf auch Hausbesuche

Lymphdrainage ist eine ganzheitliche Therapie/ Ambulatorium Bozen
Eine Lymphdraiange-Terapie ist oft lebensbegleitend. Zwischen Therapeut und Patient entwickelt sich eine besondere und innige Beziehung
Maria Teresa Zanoni, Sonja Mitrova

Schlicht und lichterfüllt sind sie, die beiden Behandlungszimmer für Lymphdrainage im Bezirkssitz der Krebshilfe-Sektion Bozen. Einladend. Maria Teresa Zanoni arbeitet hier seit 27, ihre Kollegin Sonja Mitrova seit elf Jahren. Von Montag bis Freitag, 9 bis 14 Uhr. Bei Bedarf und auf Verschreibung vom Facharzt kommen Maria Teresa und Sonja auch nach Hause.
Bis 2016 waren die Hausbesuche sehr gefragt. Jeweils die letzten Stunden ihres Arbeitstages waren Maria Teresa und Sonja unterwegs. Wo es möglich ist, bringen sie das tragbare Massagebett mit, wenn keine Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe vorhanden sind, nehmen sie mit dem, was sie vorfinden Vorlieb, Bett oder Couch. In diesem Jahr sind die Nachfragen für Hausbesuche erstaunlich zurückgegangen. Auf Verschreibung des Facharztes bieten alle Bezirke der Südtiroler Krebshilfe Hausbesuche für Lymphdrainage an. Alte Menschen, stark Übergewichtige sowie Patienten, die in ihrer Beweglichkeit stark eingeschränkt sind. Die Therapie muss im jeweiligen Bezirks-Büro vorgemerkt werden. In Bozen unter Tel. 0471 283719.

Besteht ein Unterschied, ob ein Patient ins Ambulatorium kommt oder zuhause behandelt wird? Nein, sagen die beiden Therapeutinnen, nur die äußeren Bedingungen wechseln. Vorausgesetzt natürlich, dass der jeweilige Patient auch zuhause einen Raum hat, wo er mit der Therapeutin alleine ist. Lymphdrainage ist eine sehr intime Angelegenheit und umfasst den ganzen Menschen. Körper, Psyche, Gewohnheiten, Lebensstil, Verfassung.

Eine Therapie zudem, die nicht wie eine Physiotherapie nach einem Bruch oder einer Bänderverletzung nach zehn, fünfzehn Anwendungen beendet ist, sondern die sich über Jahre hinwegziehen kann, ja oft lebensbegleitend ist. Zwischen Therapeut und Patient entwickelt sich deshalb eine ganz besondere und innige Beziehung. „Wir müssen immer die ganze Person im Auge haben“, betont Sonja. „360 Grad. Vor allem der emotive Aspekt ist sehr wichtig. Oft reicht ganz wenig, eine kleine Aufregung, ein Schreck, ein Ärger und schon schwillt ein Arm oder ein Bein an.“ Sie bearbeiten eben nicht nur Nacken, Arme oder Beine, leeren nicht nur Venen, sondern behandeln den ganzen Menschen, Körper und Seele. Zur Lymphdrainage gehören auch Ratschläge für das tägliche Leben. Wie man sich mit einem Ödem am besten kleidet, worauf man bei der Ernährung achten sollte, wie man vor allem im Sommer kleine Verletzungen und Mückenstiche vermeiden kann.

Was bei beiden auffällt, so unterschiedlich sie auch sein mögen, ist ihre sanfte Art zu sprechen. Maria Teresa und Sonja gehen ganz auf ihr Gegenüber ein, man spürt aus ihrer ganzen Haltung heraus Fürsorge. Den Patienten hilft dies, sich unter ihren Händen völlig zu entspannen.

Maria Teresa ist auf Umwegen zur Lymphdrainage gekommen, Sonja hat nach ihrer Ausbildung zur Physiotherapeutin sofort auch die Ausbildung für Lymphdrainage in Österreich angehängt. Ihr Traumberuf seit jeher. Maria Teresa war von klein auf mit Sport und Bewegung konfrontiert, hat aktiv Sport getrieben und in jungen Jahren Schwimmunterricht gegeben und Wassergymnastikkurse gehalten. Ihr Psychologiestudium musste sie nach dreieinhalb Jahren aus familiären Gründen abbrechen, aber für ihre Arbeit als Physiotherapeutin hat sie von diesen Kenntnissen profitieren können. Für ihre Patienten, aber auch für sich selbst. Sie verfolgt zusätzlich zur Supervision ein individuelles psychologisches und spirituelles Programm, um sich die Kraft für ihre tägliche Arbeit zu bewahren.

Die Grundtechniken der Lymphdrainage, das Grundprinzip dieser so wichtigen Therapie hat sich in den letzten zwanzig Jahren nicht geändert. Wohl aber sind andere, neue Techniken hinzugekommen, die den Effekt der Lymphdrainage verstärken. „Das Problem ist heute“, so Maria Teresa, „dass aufgrund der zunehmenden Sparmaßnahmen, die Behandlungen oft zu spät einsetzen. Lymphdrainage sollte grundsätzlich allen Patienten und sofort nach dem chirurgischen Eingriff prophylaktisch verschrieben werden, um das Auftreten von Ödemen zu verhindern.“ Die Tendenz ist aber mehr und mehr, abzuwarten, bis effektive Beschwerden und Lymphödeme auftreten. Sonja: „Das Problem wird oft auch von Seiten der Ärzte unterschätzt. Lymphödeme sind zumindest am Anfang meist beschwerdefrei, wenn sie erst einmal da sind, können die Folgen aber weitreichend sein bis zum Verlust der Bewegungsfähigkeit!“ Und wenn sie erst einmal da sind, ist der Weg lange!

Maria Teresa und Sonja sind wie ihre Kolleginnen und Kollegen in den anderen Bezirken der Krebshilfe regelmäßig auf Aus- und Weiterbildung. Mindestens viermal pro Jahr. „Wenn wir alle unsere Diplome aufhängen würden“, scherzen sie, „würden uns die Wände der beiden Behandlungszimmer nicht reichen.“

Ebenso regelmäßig haben sie Supervisions-Treffen. Von größter Bedeutung, um selbst im seelischen Gleichgewicht zu bleiben. „Viele Kollegen fragen uns, wie wir es so lange hier aushalten. Aber für uns ist die Arbeit mit unseren Patienten eine Bereicherung.“ Sie schauen sich an, „mit einer schönen Familie im Hintergrund, die Dich stützt, ist das alles kein Problem!“. „Der Gedanke, jemandem helfen zu können, der Kontakt zu meinen Patienten, sehen, dass meine Behandlung ihnen effektiv Besserung bringt,“ betont Sonja, „gibt mir Kraft und Freude für meine tägliche Arbeit.“

Und Maria Teresa begrüßt im Wartezimmer schon Maria, ihre nächste Patientin. „Na, heute siehst Du aber sehr gut aus, mir scheint, es geht sehr viel besser,“ sagt sie und Maria folgt ihr freudestrahlend ins Behandlungszimmer.

Wege der Hoffnung

HPV Bestimmung statt Paptest?

Ab 2018 soll das Gebärmutterhals-Screening in Italien geändert werden
Alle drei Jahre werden die Frauen in Südtirol vom öffentlichen Gesundheitswesen zum Paptest eingeladen. Ab 2018 soll der Paptest durch einen neuen Test ersetzt werden, der im Fünf-Jahres-Rhythmus durchgeführt werden soll: Die HPV-Bestimmung, d. h. die Bestimmung des Papilloma-Virus, in den meisten Fällen Ursache des Gebärmutterhalskrebses.
Dr. Guido Mazzoleni
Der Pap-Test wurde bereits 1928 von dem griechischen Arzt George Papanicolaou vorgestellt. Bei dieser Untersuchung werden bei einem Abstrich Zellen aus dem Gebärmutterhals (Zervix) entnommen, auf einen Objektträger gestrichen, fixiert und eingefärbt. Diese Untersuchungsmethode gilt mittlerweile als limitiert, man spricht von einer Sensitivität zwischen 55% und 72%, Krebsvorstufen könnten übersehen werden. Dennoch: Seit Einführung des Paptest als Reihen- Vorsorgeuntersuchung ist die Zahl der Gebärmutterhalskrebs erkrankten Frauen stark zurückgegangen, auch in Südtirol. Die Sterblichkeit an dieser aggressiven Krebsform ist um zwei Drittel verringert!

Laut Dr. Guido Mazzoleni, Primar der Abteilung für Pathologie und Histologie am Krankenhaus Bozen, nehmen etwa 80% der Südtiroler Frauen die Einladung zum Paptest wahr. Für ein Screening eine hohe Beteiligung! Die Zahl der Neuerkrankungen an Gebärmutterkrebs, ist auf 20 Fälle im Jahr gesunken.

Mittlerweile gibt es eine Weiterentwicklung des Pap-Tests, die sogenannte Dünnschichtzytologie, auch Thin Prep. Hierbei werden die mit einer speziellen Bürste gewonnenen Zellen in ein kleines Gefäß mit Flüssigkeit ausgeschüttelt, dabei können Verunreinigungen wie Blut, Schleim und Entzündungszellen entfernt werden. Anschließend wird auch dieses Präparat in einer dünnen Schicht auf einem Objektträger verteilt. Dieses Abstrichpräparat kann sowohl manuell, aber auch per Computer ausgewertet werden. Die Sensitivität dieses Tests wird als höher als beim herkömmlichen Pap-Test angegeben, einige Quellen sprechen von bis 90%. Ein Vorteil ist, dass im Falle eines positiven Befundes, dieselbe Probe für weitere Untersuchungen verwendet kann, z. B. für die Bestimmung einer HPV-Virus-Infektion. Für die Zukunft zeichnet sich eine Co-Testung ab. Ein Paptest in Kombination mit einer HPV-Typisierung, die ebenfalls mittels eines Abstrichs gewonnen wird.

Laut Primar Mazzoleni hat das italienische Gesundheitsministerium nun also angeordnet ab 2018 den HPV-Test einzuführen. Frauen bis zu einem Alter bis 30 werden allerdings nach wie vor zunächst zum Paptest eingeladen und erst im Falle eines positiven Befundes zu einer HPV-Bestimmung.

Warum? Junge Frauen weisen relativ häufig Infektionen mit HPV-Viren auf, die aber von alleine wieder verschwinden bzw. vom Körper erfolgreich unterdrückt werden, d. h. sie sind vorübergehend HPV positiv, ohne dass eine Krebserkrankung vorliegt. HPV Viren werden durch Geschlechtsverkehr übertragen.

Frauen ab 30 und bis zu einem Alter von 65 sollten hingegen in Zukunft zunächst nur den HPV-Test machen und zwar im Abstand von fünf Jahren. Nur im Falle eines positiven Ergebnisses würde zusätzlich eine Dünnschichtzytologie oder ein herkömmlicher Pap-Test vorgenommen werden.

Für Südtirol ist die ministerielle Anordnung jedenfalls kein Problem. Primar Mazzoleni, in dessen Abteilung alle Zellproben aus Südtirol analysiert werden: „Die entsprechenden Geräte für diese Untersuchung haben wir bereits, das Know-How auch.“ Ein Vorteil für die Frauen wäre, dass sie nur alle fünf statt wie bisher alle drei Jahre einen Abstrich vornehmen lassen müssen. Das Ministerium erwartet sich von dieser neuen Art der Vorsorge zusätzlich eine Kosteneinsparung.

In den USA, Kanada, England und der Schweiz wird dieses kombinierte Screening Modell schon angewendet. Aussagekräftige Statistiken, die einen Vergleich mit dem herkömmlichen Pap-Test-Screening ermöglichen, liegen noch nicht vor, sind aber in Arbeit.

Zusätzlich zum Screening bietet der öffentliche Gesundheitsdienst seit einigen Jahren für Mädchenim Alter von 11 bis 17 Jahren eine kostenlose HPV-Impfung an (drei Impftermine, Auffrischung nach zwei bzw. sechs Monaten). Frauen zwischen 18 und 45, bzw. Männer/ Jungen zwischen 11 und 26 können diese Impfung ebenfalls machen, für sie ist sie aber kostenpflichtig (mit öffentlicher Bezuschussung sind es 60 – 80 € pro Impftermin). Im Idealfall, um einen hundertprozentigen Schutz zu bieten, sollte zum Zeitpunkt der Impfung noch keine HPV-Infektion vorliegen, das heißt, die oder der Betreffende sollten noch keinen Geschlechtsverkehr gehabt haben.