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Bittbriefe nie!

Ein Gespräch mit Hubert Kuprian Finanzreferent des TKFI


Hofrat Hubert Kuprian ist ein Mann der ersten Stunde. Der Finanzreferent des Tiroler Krebsforschungsinstitut hat dieses 2000 zusammen mit dem Chirurgen und Transplantationsexperten Professor Raimund Magreiter gegründet. Eine glückbringende Verbindung von Medizin auf höchstem Niveau und hoher Wirtschaft; Kuprian war seinerzeit im Vorstand der TILAK, die Trägergesellschaft der Tiroler Landeskrankenanstalten.
Finanzreferent seit der Gründung, ist Hubert Kuprian ständig auf der Suche nach neuen Mitteln und Sponsoren. Vor allem in den ersten Jahren, erinnert er sich, ist er „umeinandgefahren wie ein Vertreter.“ Aber, sagt er: Ich schreibe keine Bittbriefe. Nie! Nur Dankesbriefe. Jeder Spender bekommt seinen eigenen.
Chance: Wie hat damals alles angefangen?
Hubert Kuprian: Vor 15 Jahren gab es keine Räumlichkeiten für die Forschung. Alles hat angefangen mit einem Gespräch zwischen guten Freunden, zwischen mir und Prof. Raimund Magreiter, damals Präsident der Tiroler Krebshilfe. Die Idee war, ein Institut in der Nähe der Uniklinik zu gründen. Ein unabhängiges Institut.
Chance: Und wie kamen Sie zu den Räumlichkeiten, die ja wirklich nur einen Katzensprung entfernt von der Uniklinik liegen?
Kuprian: Ein weiterer Glücksfall. In dem Gebäude, in dem das TKFI immer noch untergebracht ist, befanden sich damals Garçonnieren der Tilak. Die Tilak stellte das Gebäude zur Verfügung und ich machte mich auf die Suche nach weiteren Sponsoren.
Chance: Mit wie viel haben Sie begonnen?
Kuprian: Wir starteten mit 40 Mio. Schilling (ca. 3 Mio. €), 40 % hat damals der Bund gezahlt. Wir gründeten einen unabhängigen Verein. Der Vorstand trägt die Verantwortung für alle Aktivitäten. Wir richteten die Laboratorien mit dem notwendigsten ein. Jede Forschungsgruppe muss sich zusätzlich um finanzielle Mittel bemühen und sich mit einer Finanzierung präsentieren.
Chance: Wie wählen Sie die Forschungsgruppen aus?
Kuprian: Wir sind grundsätzlich offen für alles in Bezug auf Krebs, nehmen jede Zusammenarbeit auf. Aber die Forschungsprojekte, die zu uns kommen, müssen eine gewisse Anerkennung schon mitbringen, vom Bund, von Banken usw.
Chance: Das heißt, sie müssen sich zum Teil selbst finanzieren?
Kuprian: Genau. Wir stellen den Raum, die Infrastrukturen, die Geräte, sorgen für den Bekanntheitsgrad. Der Erfolg der Forschungsarbeit wird von einem externen Komitee in regelmäßigen Abständen geprüft, so dass wir auch immer wieder ein Turnover haben, Neues dazu kommt.
Chance: Weshalb war Ihnen vor 15 Jahren auch die räumliche Nähe zur Uni so wichtig?
Kuprian: Wir haben von Anfang an eine Vernetzung mit der Uni angestrebt. Forschung kann nicht in der Leere stattfinden. Wir wollten den Konnex zur Krankenversorgung. Dank der Nähe zur Uni bekommen wir Proben, wir können die behandelnden Ärzte für die Forschung interessieren und mit einbeziehen. Bei der Uni liegt die wissenschaftliche Leitung des Instituts. Am TKFI wird die Onkologieforschung der Uni Innsbruck betrieben. Das war sicher auch eine der Voraussetzungen für den Erfolg des Instituts.
Chance: Wie meinen Sie das?
Kuprian: Im stillen Kämmerlein forschen, das liegt Forschern nicht. Die Uni im Hintergrund gewährt ein gewisses Format, auch international.
Chance: Wie kommen Sie an die Spenden heran?
Kuprian: Wir veranstalten Vorträge in den Bezirkshauptstädten. Einmal im Jahr haben wir eine Seite gratis in der Tiroler Tageszeitung. Wir pflegen ein umfangreiches Mailing. Unter unseren Sponsoren sind namhafte Persönlichkeiten und Unternehmen. Wir veröffentlichen Forschungserfolge in der Presse. In den Publikationen der Forschungsergebnisse sind wir selbstverständlich erwähnt.
Chance: Europa befindet sich in einer der schwersten Wirtschaftskrisen seit jeher. Ein Ende ist (noch nicht) abzusehen. Trotzdem gelingt es Ihnen noch, Spenden aufzutreiben?
Kuprian: Ich muss zugeben, es wird immer schwieriger. Aber wir denken mittelfristig und ich kann Ihnen versichern, dass wir mittelfristig das Bestehen des Instituts gewährleisten können.
Chance: Welchen Vorteil haben die Spender, abgesehen davon, dass die Krebsforschung vorangetrieben wird?
Kuprian: Sie können die Spenden von der Steuer absetzen und auch wir verleihen ihnen unsererseits einen gewissen Status, indem wir sie als Spender anführen.
Chance: Welchen Jahresaufwand haben Sie ungefähr für das TKFI?
Kuprian: Der Aufwand liegt um die 4 – 5 Mio. Euro, die im Institut tätigen Arbeitsgruppen haben im vergangenen Jahr zusätzlich um die 700.000 € an Forschungsgeldern eingeworben.

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Schwerpunkt Forschung

Die Österreichische Krebshilfe – Krebsgesellschaft Tirol

Geschäftsführerin Anita SingerGeschäftsführerin Anita Singer

Seit sechzig Jahren gibt es sie schon, die "Österreichische Krebshilfe – Krebsgesellschaft Tirol". Gegründet 1955 als eine Art akademischer Club von sechs Universitätsprofessoren der medizinischen Fakultät Innsbruck, liegt bereits seit 1970 der Schwerpunkt der Tätigkeit im Bereich der onkologischen Forschung. Die Gründung des Tiroler Krebsforschungsinstitut im Jahr 2000 geht auf Betreiben des damaligen Präsidenten, Prof. Raimund Magreiter zurück.
Die Tiroler Krebshilfe zählt 430 Mitglieder, der Vorstand wird alle drei Jahre aus den Reihen der Mitglieder neu gewählt. Präsident ist derzeit und seit 2014 der Chirurg und Gynäkologe Professor Christian Marth. Die Krebshilfe Tirol kann nicht wie die Südtiroler Krebshilfe auf eine großzügige Unterstützung von Land oder Bund zählen, sondern finanziert sich zur Gänze aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen.
Die Mitglieder sind zu 50 Prozent Ärzte der Kliniken in Innsbruck, die anderen Mitglieder sind niedergelassene Ärzte, zehn Mitglieder sind Nichtmediziner. Hier liegt der große Unterschied zur Südtiroler Krebshilfe und dieser Umstand erklärt auch, die im Vergleich zu Südtirol niedrige Mitgliederzahl. Die über 9.000 Mitglieder der Südtiroler Krebshilfe sind Betroffene und deren Angehörige sowie fördernde Mitglieder, die dazu beitragen wollen, den Betroffenen in ihrer schweren Situation zu helfen. Wer von der Tiroler Krebshilfe Unterstützung für ein Forschungsprojekt erhalten möchte, muss Mitglied sein.
Im Zentrum von Innsbruck führt die Krebshilfe ein kleines Büro, seit 15 Jahren geleitet von Geschäftsführerin Anita Singer, Seele der Krebshilfe und einzige Angestellte, sie betreut gleichzeitig das Krebs-Telefon. Etwa 250 Anrufe gehen jährlich ein. Fragen zu Therapien, Zuwendungen, Informationen über Vorsorge und ähnliches mehr.
Im Gegensatz zu den anderen, nennen wir es Zweigstellen der Österreichischen Krebshilfe in den einzelnen Bundesländern, unterhält die Krebshilfe Tirol keine Büros in den einzelnen Landesbezirken. Was es gibt, sind in Kooperation mit acht Tiroler Sozialsprengeln, psychoonkologische und psychosoziale Beratungsstellen, an die sich Krebspatienten und ihre Angehörigen und generell alle Bürger, die sich über das Thema Krebs und Vorsorge informieren wollen, kostenlos wenden können.
Jeden Monat gehen umfangreiche Mailings heraus, in denen über allgemeine Themen informiert wird. Im März 2015 waren es beispielsweise Informationen zum Thema Darmkrebs, im Juni zum Thema Prostata-Krebs. Die Krebshilfe beteiligt sich an Ärzteveranstaltungen und präsentiert sich dort mit einem Flyer. Sie organisiert in regelmäßigen Abständen onkologische Kolloquien für Forscher und Interessierte.
Über von Dritten zugunsten der Krebshilfe organisierte Charity-Veranstaltungen werden weitere Sponsoren geworben und wird die Öffentlichkeit für die Krebsforschung sensibilisiert. Über die Krebshilfe Tirol können Betroffene Zuwendungen aus einem Selbsthilfefond beziehen, aus dem zum Beispiel Mittel für den Ankauf einer Perücke bezogen werden können oder kurzfristige finanzielle Hilfen, wenn ein Betroffener durch seine Krankheit in eine Notsituation geraten sollte. Im Jahr 2014 konnten 36 Anträge auf Soforthilfe im Ausmaß von insgesamt 30.000 € bearbeitet werden.
In Tirol erkranken jährlich 1.570 Frauen und 1.780 Männer an Krebs. (Quelle: Tumorregister Tirol). Mehr als tausendmal wurde die Krebshilfe Tirol 2013 um Hilfe gebeten. 1.035 Frauen und Männer wandten sich an eine der psychoonkologischen Beratungsstellen.