Thema

Am Schnittpunkt

Das Tiroler Krebsforschungsinstitut in Innsbruck


Petra Obexer am MikroskopPetra Obexer am Mikroskop

Das Tiroler Krebsforschungsinstitut ist eine private Initiative des Vereins zur Förderung der Krebsforschung in Tirol, der aus der Österreichischen Krebshilfe - Krebsgesellschaft Tirol hervorgegangen ist. Es ist eine in seiner Finanzierung, Fragestellung und Organisation in Österreich einzigartige Institution. Die Errichtung des Instituts wurde durch die Tiroler Landeskrankenanstalten GesmbH und Spenden der Tiroler Industrie und Bevölkerung finanziert. Die laufenden Kosten werden einerseits aus Spenden, andererseits durch die forschenden Gruppen selbst, über international begutachtete Forschungsanträge etc., abgedeckt. Das Ziel des TKFI ("mission statement") ist die Krebsforschung mit direktem Bezug zur klinischen Anwendung.
Bezüglich wissenschaftlicher Konzepte sieht sich das Institut als eine Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und klinischer Anwendung, wobei Teamarbeit und Kollaboration zwischen theoretisch und klinisch arbeitenden Forschern eine zentrale Rolle einnimmt. Alle direkt am Institut arbeitenden Gruppen unterziehen sich regelmäßigen Beurteilungen ihrer Leistung und Kompatibilität mit den Institutszielen, was über den Weiterverbleib der Gruppe am Institut entscheidet. Dadurch soll Leistungskraft und Fokussierung des Instituts kontinuierlich verbessert und auch ein gewisser Austausch ermöglicht werden, der anderen Gruppen die Chance gibt, auf kompetitiver Basis am Institut direkt mitzuarbeiten.

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Bittbriefe nie!

Ein Gespräch mit Hubert Kuprian Finanzreferent des TKFI


Hofrat Hubert Kuprian ist ein Mann der ersten Stunde. Der Finanzreferent des Tiroler Krebsforschungsinstitut hat dieses 2000 zusammen mit dem Chirurgen und Transplantationsexperten Professor Raimund Magreiter gegründet. Eine glückbringende Verbindung von Medizin auf höchstem Niveau und hoher Wirtschaft; Kuprian war seinerzeit im Vorstand der TILAK, die Trägergesellschaft der Tiroler Landeskrankenanstalten.
Finanzreferent seit der Gründung, ist Hubert Kuprian ständig auf der Suche nach neuen Mitteln und Sponsoren. Vor allem in den ersten Jahren, erinnert er sich, ist er „umeinandgefahren wie ein Vertreter.“ Aber, sagt er: Ich schreibe keine Bittbriefe. Nie! Nur Dankesbriefe. Jeder Spender bekommt seinen eigenen.
Chance: Wie hat damals alles angefangen?
Hubert Kuprian: Vor 15 Jahren gab es keine Räumlichkeiten für die Forschung. Alles hat angefangen mit einem Gespräch zwischen guten Freunden, zwischen mir und Prof. Raimund Magreiter, damals Präsident der Tiroler Krebshilfe. Die Idee war, ein Institut in der Nähe der Uniklinik zu gründen. Ein unabhängiges Institut.
Chance: Und wie kamen Sie zu den Räumlichkeiten, die ja wirklich nur einen Katzensprung entfernt von der Uniklinik liegen?
Kuprian: Ein weiterer Glücksfall. In dem Gebäude, in dem das TKFI immer noch untergebracht ist, befanden sich damals Garçonnieren der Tilak. Die Tilak stellte das Gebäude zur Verfügung und ich machte mich auf die Suche nach weiteren Sponsoren.
Chance: Mit wie viel haben Sie begonnen?
Kuprian: Wir starteten mit 40 Mio. Schilling (ca. 3 Mio. €), 40 % hat damals der Bund gezahlt. Wir gründeten einen unabhängigen Verein. Der Vorstand trägt die Verantwortung für alle Aktivitäten. Wir richteten die Laboratorien mit dem notwendigsten ein. Jede Forschungsgruppe muss sich zusätzlich um finanzielle Mittel bemühen und sich mit einer Finanzierung präsentieren.
Chance: Wie wählen Sie die Forschungsgruppen aus?
Kuprian: Wir sind grundsätzlich offen für alles in Bezug auf Krebs, nehmen jede Zusammenarbeit auf. Aber die Forschungsprojekte, die zu uns kommen, müssen eine gewisse Anerkennung schon mitbringen, vom Bund, von Banken usw.
Chance: Das heißt, sie müssen sich zum Teil selbst finanzieren?
Kuprian: Genau. Wir stellen den Raum, die Infrastrukturen, die Geräte, sorgen für den Bekanntheitsgrad. Der Erfolg der Forschungsarbeit wird von einem externen Komitee in regelmäßigen Abständen geprüft, so dass wir auch immer wieder ein Turnover haben, Neues dazu kommt.
Chance: Weshalb war Ihnen vor 15 Jahren auch die räumliche Nähe zur Uni so wichtig?
Kuprian: Wir haben von Anfang an eine Vernetzung mit der Uni angestrebt. Forschung kann nicht in der Leere stattfinden. Wir wollten den Konnex zur Krankenversorgung. Dank der Nähe zur Uni bekommen wir Proben, wir können die behandelnden Ärzte für die Forschung interessieren und mit einbeziehen. Bei der Uni liegt die wissenschaftliche Leitung des Instituts. Am TKFI wird die Onkologieforschung der Uni Innsbruck betrieben. Das war sicher auch eine der Voraussetzungen für den Erfolg des Instituts.
Chance: Wie meinen Sie das?
Kuprian: Im stillen Kämmerlein forschen, das liegt Forschern nicht. Die Uni im Hintergrund gewährt ein gewisses Format, auch international.
Chance: Wie kommen Sie an die Spenden heran?
Kuprian: Wir veranstalten Vorträge in den Bezirkshauptstädten. Einmal im Jahr haben wir eine Seite gratis in der Tiroler Tageszeitung. Wir pflegen ein umfangreiches Mailing. Unter unseren Sponsoren sind namhafte Persönlichkeiten und Unternehmen. Wir veröffentlichen Forschungserfolge in der Presse. In den Publikationen der Forschungsergebnisse sind wir selbstverständlich erwähnt.
Chance: Europa befindet sich in einer der schwersten Wirtschaftskrisen seit jeher. Ein Ende ist (noch nicht) abzusehen. Trotzdem gelingt es Ihnen noch, Spenden aufzutreiben?
Kuprian: Ich muss zugeben, es wird immer schwieriger. Aber wir denken mittelfristig und ich kann Ihnen versichern, dass wir mittelfristig das Bestehen des Instituts gewährleisten können.
Chance: Welchen Vorteil haben die Spender, abgesehen davon, dass die Krebsforschung vorangetrieben wird?
Kuprian: Sie können die Spenden von der Steuer absetzen und auch wir verleihen ihnen unsererseits einen gewissen Status, indem wir sie als Spender anführen.
Chance: Welchen Jahresaufwand haben Sie ungefähr für das TKFI?
Kuprian: Der Aufwand liegt um die 4 – 5 Mio. Euro, die im Institut tätigen Arbeitsgruppen haben im vergangenen Jahr zusätzlich um die 700.000 € an Forschungsgeldern eingeworben.