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Forschung ist spannend

Petra Obexer, Molekularbiologin am Tiroler Krebsforschungsinstitut


Sie hat den Charme und die Energie eines jungen Mädchens, Petra Obexer, Mikrobiologin, Forscherin am Tiroler Krebsforschungsinstitut, TKFI, und Dozentin an der Medizinischen Universität Innsbruck . Eine ebenso zierliche wie resolute Frau mit dunklen starken Augen.
Seit Jahren forscht sie nach neuen wirksamen Anti-Krebsmitteln, ihre Arbeit wird von der Südtiroler Krebshilfe unterstützt, der Erlös des jährlichen Primelverkaufs der SVP Frauen fließt gänzlich in ihre Forschung. In Innsbruck steht die Boznerin einem vier-köpfigen Laborteam vor; seit der Geburt ihrer Tochter Chiara arbeitet sie Part-Time, mindestens fünf Stunden am Tag verbringt sie im Labor.
Chance: Wie lange leben Sie schon in Innsbruck?
Petra Obexer: Seit 1991. Nach dem Biologiestudium habe ich meine Dissertation geschrieben und mit dem Doktorat im Jahr 2000 abgeschlossen.
Seit Dezember 2001 arbeite ich am TKFI und seit 2007 bin ich auch Mitarbeiterin der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Department für Pädiatrie II. 2010 habe ich mich in dem Fach Experimentelle Pathophysiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck habilitiert. Seit 2011 bin ich Assoziierte Professorin an der Medizinischen Universität Innsbruck.
Chance: Und die Krebsforschung war schon immer Ihr Ziel?
Petra Obexer: Nein, überhaupt nicht. Während des Grundstudiums war ich besonders an Zoologie, Ornithologie bzw. Genetik interessiert. Das Interesse an der medizinischen Forschung kam erst während der Arbeit an meiner Diplomarbeit, die ich ebenfalls in Innsbruck absolviert habe..
Chance: Was interessiert Sie an der Forschung?
Petra Obexer: Forschung ist einfach ungemein spannend, abwechslungsreich und auch kreativ. Auch wenn es gerade für uns Frauen alles andereals leicht ist. Vor allem in der Forschung auf hohem Niveau werden Frauen immer seltener. Dort sind Arbeitswochen von 60 und mehr Stunden an der Tagesordnung. Das lässt sich nur schwer vereinbaren mit einem Familienleben… Während des Studiums ist es interessanterweise umgekehrt, da gibt es fast mehr Frauen.
Chance: Zurück zur spannenden Forschung…
Petra Obexer: Ja, das ist einfach aufregend, es gibt immer etwas Neues zu entdecken, neue Ansätze zu verfolgen, und zu überlegen, wie eine Hypothese bewiesen werden kann. Versuche durchführen. Das ist einfach ungemein spannend.
Chance: Aber Versuche können auch daneben gehen.
Petra Obexer: Ja klar, manchmal landet man in einer Sackgasse, aber auch der Misserfolg gehört zur Forschung. Und irgendwie ist ja auch jeder Misserfolg ein Ergebnis. Ich frage mich dann, was will die Natur mir damit sagen und komme auf diese Weise doch zu neuen Erkenntnissen.
Chance: Und warum Forschung im Bereich Krebs?
Petra Obexer: Weil das ein Thema ist, das irgendwie jeden betrifft. Früher oder später. Einen selbst, die Familie oder Freunde. Meine Motivation ist sehr hoch. Dazu beitragen, dass nicht mehr nur 80% der Patienten überleben, sondern 90% oder mehr. Therapien finden, die so wenig wie möglich Langzeitschäden nach sich ziehen. Die Rückfälle verhindern. Dazu beitragen, neue Kombinationen zu finden, damit die Dosis der Antikrebsmedikamente reduziert werden kann. Oh, Motivation gibt es viel für die Forschung.
Chance: Haben Sie selbst Angst vor Krebs?
Petra Obexer: Seit ich Mutter bin, bin ich sensibilisierter, in Bezug auf das Kind, nicht für mich persönlich. Aber natürlich, wenn ich selbst eine solche Diagnose gestellt bekäme, würde ich auch im ersten Augenblick an das Schlimmste denken und nicht cool sagen, ist ja nicht so wild, haben wir alles im Griff. Ich muss sagen, dass ich es mit der Vorsorge sehr ernst nehme.
Chance: Seit 24 Jahren sind sie in Innsbruck. Haben Sie nie ans Zurückkehren gedacht?
Petra Obexer: Immer wieder, auch seit meine Tochter geboren wurde vor drei Jahren. Aber in Südtirol gibt es keine Krebsforschungseinrichtungen wie das TKFI.
Chance: Aber die Verbindung zu Südtirol ist nie abgebrochen?
Petra Obexer: Nein, ich habe meine Familie, Freunde in Bozen, und ich habe natürlich auch eine enge Beziehung zur Südtiroler Krebshilfe und den SVP-Frauen, ohne deren Unterstützung meine Arbeit nicht weitergehen könnte. Mit dem Geld, das mir die SKH und die SVP-Frauen zur Verfügung stellen, kann ich meine Mitarbeiter und Materialkosten wie z. B. die Plastikbehälter und Nährmedien für die Krebszellen bezahlen. An dieser Stelle möchte ich mich herzlichst bei der SKH, den SVP-Frauen und der Südtiroler Bevölkerung für die jährliche Unterstützung bedanken!
Chance: Neben Ihrer Forschungsarbeit am Institut sind Sie auch in der Lehre tätig?
Petra Obexer: ja z. B. im PhD Programm der Medizinischen Universität Innsbruck, ich beteilige mich außerdem am problemorientierten Lernen für Medizinstudenten und betreue die Arbeiten von Master- und PhD-Studenten
Chance: Wie viele Mitarbeiter haben Sie in ihrer Arbeitsgruppe?
Petra Obexer: Derzeit sind es vier, ich hatte schon mehr Mitarbeiter, aber nachdem ich zur Zeit nur Part-time arbeite, kann ich nicht so viele Mitarbeiter betreuen. Abgesehen davon, dass es auch eine Kostenfrage ist, es wird es immer schwieriger, ausreichend finanzielle Mittel für die Forschung einzuwerben.
Chance: Und was tun Sie in Ihrer Freizeit?
Petra Obexer: Seit drei Jahren heißt meine Freizeit vor allen Dingen Chiara. Aber sonst lese ich gerne, ich liebe es zu reisen und zu wandern.

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Am Schnittpunkt

Das Tiroler Krebsforschungsinstitut in Innsbruck


Petra Obexer am MikroskopPetra Obexer am Mikroskop

Das Tiroler Krebsforschungsinstitut ist eine private Initiative des Vereins zur Förderung der Krebsforschung in Tirol, der aus der Österreichischen Krebshilfe - Krebsgesellschaft Tirol hervorgegangen ist. Es ist eine in seiner Finanzierung, Fragestellung und Organisation in Österreich einzigartige Institution. Die Errichtung des Instituts wurde durch die Tiroler Landeskrankenanstalten GesmbH und Spenden der Tiroler Industrie und Bevölkerung finanziert. Die laufenden Kosten werden einerseits aus Spenden, andererseits durch die forschenden Gruppen selbst, über international begutachtete Forschungsanträge etc., abgedeckt. Das Ziel des TKFI ("mission statement") ist die Krebsforschung mit direktem Bezug zur klinischen Anwendung.
Bezüglich wissenschaftlicher Konzepte sieht sich das Institut als eine Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und klinischer Anwendung, wobei Teamarbeit und Kollaboration zwischen theoretisch und klinisch arbeitenden Forschern eine zentrale Rolle einnimmt. Alle direkt am Institut arbeitenden Gruppen unterziehen sich regelmäßigen Beurteilungen ihrer Leistung und Kompatibilität mit den Institutszielen, was über den Weiterverbleib der Gruppe am Institut entscheidet. Dadurch soll Leistungskraft und Fokussierung des Instituts kontinuierlich verbessert und auch ein gewisser Austausch ermöglicht werden, der anderen Gruppen die Chance gibt, auf kompetitiver Basis am Institut direkt mitzuarbeiten.