Aktuell

Der Tumor in der „Schaltzentrale“

8. Juni World Brain Tumor Day - Sind Vieltelefonierer gefährdet?

Der 8. Juni wurde im Jahr 2000 von der Deutschen Hirntumorhilfe zum weltweiten Hirntumor-Tag (World Brain Tumor Day) ausgerufen. Anlässlich dieses Tages wandte sich die Südtiroler Krebshilfe mit einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit, um über diese seltene Tumorerkrankung zu informieren.
Hirntumore sind im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen relativ selten: In den westlichen Industrieländern tritt eine Neuerkrankung bei einem von 10.000 Einwohnern auf. Laut Gesundheitsbericht 2014 der Autonomen Provinz Bozen gab es 2014 in Südtirol 19 Fälle von Menschen, die an einem Tumor im Großhirn oder im Zentralnervensystem erkrankten. Bedeutend höher ist die Zahl der Patienten mit Hirnmetastasen, die sich infolge von anderen Krebsleiden entwickeln: Vor allem Krebserkrankungen wie Brust-, Haut-, Lungen- oder Nierenkrebs streuen häufig und siedeln im Gehirn Metastasen ab, die nicht mit einem Hirntumor zu verwechseln sind.
Begünstigt das Telefonieren mit dem Handy die Entwicklung von Hirntumoren?
Diese Frage kann derzeit noch nicht beantwortet werden. Risikofaktoren und Ursachen für die Entstehung von Hirntumoren sind überwiegend unbekannt. Nach derzeitigem Wissensstand führen weder Umweltfaktoren, Ernährungsgewohnheiten, seelische Belastungen, Stress noch elektromagnetische Felder im Frequenzbereich des Mobilfunks zu einem höheren Hirntumor-Risiko. Auch besteht kein Zusammenhang zwischen Hirnverletzungen und dem Auftreten von Hirntumoren. Einzig die direkte, radioaktive Bestrahlung des Kopfes im Kindesalter steigert das Risiko, als Erwachsener an einem Hirntumor zu erkranken.
Die Forschung zu den möglichen Risiken läuft jedoch weiterhin auf Hochtouren. Tatsächlich gehen Wissenschaftler intensiv der Frage nach, ob das Telefonieren mit dem Handy die Entwicklung von Hirntumoren fördern könnte. Die vorliegenden Daten, die auffällige Häufungen von bestimmten Hirntumoren bei Vieltelefonierern (mehr als 15 Stunden im Monat) andeuten, werden von den Experten bislang kontrovers diskutiert. Eine Vorsorge ist in jedem Fall möglich: So rät die Behörde für Strahlenschutz unter anderem, Kopfhörer oder die Freisprechanlage zu nutzen oder nur bei gutem Empfang mit dem Handy im Internet zu surfen.

Eine spezifische Früherkennungsuntersuchung von Hirntumoren gibt es derzeit nicht. Besteht der Verdacht, so führen die Ärzte eine Reihe von Untersuchungen wie die Computertomografie (CT) oder die Magnetresonanztomografie (MRT) durch. Für die Behandlung stehen drei Therapiemöglichkeiten zur Verfügung: die Operation, die Strahlentherapie oder die Chemotherapie.
Besonders belastend bei Hirntumoren sind die psychischen Veränderungen, die je nach Sitz des Tumors beim Erkrankten eintreten können. Sie reichen von Antriebslosigkeit oder vermehrter Aggression bis hin zu Sinnestäuschungen – viele Betroffene und deren Familienangehörige sprechen dabei von einer Persönlichkeitsveränderung, die sich belastend auf das gesamte Umfeld auswirken kann. Die Symptome für eine Erkrankung sind jedoch sehr vielfältig und ebenso abhängig von der Lokalisation des Tumors: Kopfschmerzen, Taubheitsgefühle, Sprach- oder Sehstörungen, Krampfanfälle oder Schwindel können auf einen Tumor hinweisen, sind aber auch Folgen von anderen Erkrankungen.

Aktuell

Ein Flügel für die Onkologie

Konzertreihe zugunsten der „Donatori di musica – Musikalische Reise“

Primar Claudio Graiff und "sein" Kawai KonzertflügelPrimar Claudio Graiff und "sein" Kawai Konzertflügel

Sie arbeiten im Verborgenen, sind nur einem relativ kleinen Kreis bekannt. Die „donatori di musica“. Sie schenken Glücksmomente. Musik bezaubert. Musik lässt vergessen. Musik heilt. Angefangen hat alles in Bozen und Carrara, mittlerweile sind sieben onkologische Abteilungen in Italien in das Projekt eingebunden.
Donatori di musica – Musikalische Reise“ das heißt ein- bis zweimal im Monat ein klassisches Konzert in der Abteilung Onkologie für 25 bis 35 Personen. Patienten, medizinisches Personal in Privatkleidung, Angehörige und Freunde. Eine lockere Atmosphäre. Die Abteilung verwandelt sich in einen Konzertsaal, die Stimmung ist heiter. Die Musik vereint. Die Pianisten lassen sich nur die Reisekosten ersetzen, sind inspiriert von der besonderen Stimmung dieses außergewöhnlichen Konzertsaals. Sie treten in Kontakt mit dem Publikum, erklären die Stücke, die sie spielen, die Geschichte und warum sie genau dieses Stück ausgewählt haben.
Am 7. Mai sind die „donatori di musica“ von Bozen aus dem Krankenhaus herausgetreten. Indirekt jedenfalls. In Bozen wurde im Gemeindesaal am Nikolettiplatz in Haslach ein Konzert zugunsten dieser Organisation veranstaltet. „Männer, die Frauen besingen – Uomini che cantano le donne“ so der Titel des musikalischen Abends, der mehrere Bozner Sänger und Gruppen auf der Bühne sah. Organisiert wurde der Abend von Diego Barrufaldi. Aufgetreten sind der Tenor Roberto Catania vom Konservatorium, David Cavattoni und Diego Baruffaldi, Domenico Laratta und Daniele Crosa, der Meraner Jazz- und Bluesman Joe Chiericati sowie die Gruppe Jack Freezone & The Swingin’ Ciccioli.
Die Musiker sind gratis aufgetreten, der Eintritt war frei, aber am Ausgang gab es eine Spendenbox. Es wurde um Zuwendungen für ein ganz besonderes Anliegen gebeten: für den Ankauf des Konzertflügels, den die Onkologie am Bozner Krankenhaus zur Zeit (noch) gepachtet hat. Primar Claudio Graiff möchte den Flügel ankaufen, damit er Teil des Inventars der Abteilung wird und damit das Projekt der Konzerte sozusagen festgeschrieben wird. Am 26. Juni organisierte immer in Haslach Andrea Maffei ein Konzert für den denselben Zweck und im Herbst wird es ein drittes Konzert mit Live Muse geben, wo Spenden für den Ankauf des Flügels gesammelt werden.
Primar Claudio Graiff, der zusammen mit seinem Kollegen in Carrara, Primar Maurizio Cantore diese Aktion 2007 ins Leben gerufen hat, sieht sich damit seinem Ziel ein Stück näher. Die Stiftung Umberto Veronesi hat für das kommende Jahr weitere 5.000 € für den Flügel zugesagt, es gibt private Spender, die dieses Projekt unterstützen und die Konzerte sind sicherlich auch ein wichtiger Beitrag. Insgesamt braucht es ca. 20.000 Euro. Bisher bezahlt die LILT, Lega Tumori, den Pachtzins für den Konzertflügel, einen Kawai X3 mit einer Mechanik aus Karbonium, wie Dr. Graiff stolz berichtet.
Angefangen hat 2007 alles mit einem Gespräch unter Kollegen, den beiden Primaren der onkologischen Abteilungen von Bozen, Dr. Claudio Graiff und Carrara, Dr. Maurizio Cantore. Ein Patient Cantores, der Musikologe und Produzent Gian Andrea Lodovici, hatte darum gebeten, in der Abteilung ein klassisches Konzert organisieren zu dürfen. Das Konzert hat nicht nur ihm gut getan, sondern auch den anderen Patienten. Die Initiative „Donatori di Musica“ – „Musikalische Reise“ war damit geboren. In den onkologischen Abteilungen von Bozen, Brescia, Carrara, Saronno, Sondrio, im Krankenhaus San Camillo in Rom sowie in Vicenza gibt es seit 2009 ein- bis zweimal im Monat klassische Klavier-Konzerte.
Sogar in den USA wurde diese Initiative mittlerweile aufgegriffen; 2013 wurden die „donatori di musica“ mit dem Alexander Langer Preis ausgezeichnet.