Aktuell

Der letzte Weg

Socrem – Verein der Südtiroler Feuerbestattung

"Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling" (Lao Tzu, Tao Te Ching). Der Tod. Die Vergänglichkeit. Ein Gedanke, den wir alle gerne von uns weisen. Nur nicht daran denken. So tun, als ob es uns nichts anginge. Nicht wagen, daran zu denken. Aber, egal ob jung oder alt, ob krank oder gesund, jeder von uns muss sich damit auseinandersetzen und auch damit, wie der eigene Abschied vom Leben aussehen soll.
Ein Schritt, der zu wichtig, zu bedeutsam ist, um ihn anderen zu überlassen. Ein Ereignis, das jeder für sich individuell gestalten kann, zu einem Zeitpunkt, wo es noch in weiter Ferne liegt. Das findet jedenfalls Socrem, der Verein der Südtiroler Feuerbestattung, seit mehr als zwanzig Jahren befassen sich die Mitglieder mit diesem Thema; und in Südtirol sind es mittlerweile immerhin mehr als 3.000. Tendenz steigend. Die meisten sind zwischen 60 und 80, aber es gibt auch jüngere, 30- oder 40jährige. Und es gibt 30 Hundertjährige. Am Anfang, 1993, war es eine Handvoll von Intellektuellen, Idealisten, die vor allem das philosophische Anliegen vereinigte, ohne katholischen Ritus und nicht in der Erde bestattet zu werden. In Städten wie Turin, Genua oder Mailand gab es solche Gruppen schon vor hundert Jahren. Heute sind die Beweggründe, sich bei Socrem einzuschreiben meist andere.
Immer mehr Gemeinden weisen Plätze aus, wo die Asche der Verstorbenen verstreut werden darf. Im Gebirge, am Fluss, im Wald. Besinnliche Plätze, eingebettet in die Schönheit der Natur. Klausen war übrigens die erste Gemeinde in Südtirol, die dies 2012 in der Gemeindeverordnung festgelegt hat, gefolgt von Brixen. In Gufidaun ist mitten im Wald beim Richt Pödele solch ein Platz, außerdem an der Rienz südlich von Brixen. Auf den Friedhöfen gibt es immer mehr Urnengräber. In Bozen, wo mittlerweile mehr als 70 % der Verstorbenen feuerbestattet werden, wird der Garten der Erinnerung gerade gebaut. In Brixen, Meran und Völs sind es auch schon über 50 % der Verstorbenen, die auf diese Art zur letzten Ruhe gekommen sind. In ganz Italien liegt die Quote etwa bei 35 % der Bestattungen.
In Brixen gibt es seit 2004 die Möglichkeit, die Urne eines Verstorbenen Zuhause aufzubewahren. Mehr als zwanzig Familien haben davon schon Gebrauch gemacht. Seit 2012 hat Brixen überdies vier Plätze zum Verstreuen der Asche ausgewiesen. Auf einer Blumenwiese am alten Friedhof, im Gemeindewald oberhalb des Kinderdorfs, im Fluss Rienz und im Eisack.
In den anderen europäischen Ländern ist die Quote zum Teil erheblich höher. In England z. B. werden 80 % der Verstorbenen feuerbestattet, in der Schweiz 90%, in Frankreich sind es knapp 40%, in den USA 42%. In Taiwan und Hongkong liegt die Quote um die 90%, in Japan schreibt die Staatsreligion, der Schintoismus, die Einäscherung vor, 100% der Verstorbenen werden verbrannt.
Socrem hat sich für die Feuerbestattung eingesetzt, als dies zumindest hier im Land noch ein Tabuthema war. Auch wenn die Feuerbestattung 1963 von der katholischen Kirche akzeptiert wurde, standen und stehen zum Teil auch noch heute viele Pfarrer diesem Thema kritisch gegenüber.
Heute ist die Feuerbestattung oder Kremation längst nicht nur eine von bestimmten, meist laizistischen Idealen, getragene Entscheidung, sondern immer mehr eine praktische Notwendigkeit, erklärt Giuseppe Rossi, Präsident der Socrem. Die Friedhöfe werden zu klein, Boden ist ein immer kostbareres Gut und die Wirtschaftskrise hält leider auch vor dem letzten Gang nicht inne. Erdbestattungen kosten ein Vielfaches der Feuerbestattung und ein Sarg-Grab nimmt den Platz von 50 Urnen ein. Die Urne kann auch außerhalb von einem Friedhof aufbewahrt werden. Dem Bestreben von Socrem ist es zu verdanken, dass es in Südtirol am Friedhof Bozen seit 2001 ein Krematorium gibt, bis dahin mussten die Toten nach Mantua zur Einäscherung gebracht werden. Auch in Innsbruck gibt es seit 1999 ein Krematorium und immer mehr Tiroler Familien entscheiden sich für diese Art der Bestattung.
Socrem kümmert sich aber um weit mehr als nur um diesen Aspekt. Giuseppe Rossi: „Bei unserer uneigennützigen Vereinigung kann jedes Mitglied ohne zusätzliche Notars-Kosten seinen testamentarischen Willen zur Feuerbestattung deponieren. Socrem übernimmt die Verantwortung, dass dieser Wille auch ausgeführt wird.“ Die Mitglieder können bei Socrem auch ihre Patientenverfügung deponieren, der Verein hilft zudem bei deren Erstellung und stellt wenn notwendig die Zeugen für die Unterzeichnung. Und noch mehr. Socrem informiert auch über die gesetzlichen Regelungen bei Pflegehilfen, über Seniorenwohnungen, Altersheime, den Dienst „Notfall Senioren“, den Hausnotrufdienst , Palliativbetreuung oder das Pflegetelefon.
Jedes Mitglied kann zudem bei Socrem ganz genaue Anweisungen hinterlassen, wie die eigene Bestattung organisiert werden soll. Welche Musik gespielt werden soll, welche Texte gelesen, wer den letzten Gang begleitet. Ein Priester, ein evangelischer Pastor, ein Freund oder Familienmitglied oder einer der drei ausgebildeten Abschiedsbegleiter des Vereins. Ein Urnenbegräbnis ist längst nicht mehr eine Atheisten oder Agnostikern vorbehaltene Beisetzungsart. Die Verabschiedung des Toten kann in einer Kapelle, einer Kirche oder eben im Trauersaal des Friedhofs abgehalten werden. An jedem ersten Dienstag des Monats lädt Socrem die Hinterbliebenen in den Trauersaal des Krematoriums am Bozner Friedhof zu einer Gedenkfeier.

Friedhof Brixen mit dem Garten für das Verstreuen der Asche.Friedhof Brixen mit dem Garten für das Verstreuen der Asche.

Das Begräbnis ist wie der Tod vor allem im ländlichen Bereich noch mit einem Tabu behaftet. Unsere Gesellschaft hat diesen Bereich ausgeklammert, man schämt sich fast, solche Themen anzusprechen. Dabei gibt es auch in der Geschichte mehr als genug Beispiele, dass die Menschen schon von jeher, auch zeitlebens an ihr eigenes Begräbnis dachten und nichts dabei fanden, es selbst zu planen. Man muss dabei nicht nur an die Pharaonen oder Könige denken, die sich ihre großartigen letzten Ruhestätten zu Lebzeiten bauen ließen. Auch die Arbeiter, die im alten Ägypten im Tal der Könige, die Pharaonengräber mit den bunten Darstellungen aus dem Totenbuch ausschmückten, arbeiteten an ihren eigenen Gräbern. Im Gegensatz zu den Pharaonen waren sie frei und konnten ihre eigene letzte Ruhestätte nach eigenem Gutdünken ausschmücken, ohne Rücksicht auf das Totenbuch und den Isis-Kult zu nehmen. Diese Gräber, die in einem Seitental zum Tal der Könige liegen, sind ein buntes Vermächtnis und zeigen Szenen des täglichen Lebens, den Grabherren mit seiner Familie beim Essen, auf der Jagd oder beim Spiel.
Bei den alten Griechen war die Kremation vor 3.000 weit verbreitet, allerdings war dieser Ritus dem Adel und höhergestellten Personen vorbehalten. Die Römer deponierten die Urnen der feuerbestatteten Familienmitglieder in sogenannten Kolombarien. Erst mit der Ausbreitung des Christentums ab 400 n. Chr. ging die Praxis der Totenverbrennung zurück. Karl der Große verbot diese Bestattungsart bei Todesstrafe.
Die Ausrichtung der eigenen Bestattung ist ein Thema, das vor allem in den nordeuropäischen Ländern zunehmend freier angegangen wird. Menschen, die mitten im Leben stehen, wählen ganz bewusst ihre Grabstätten aus. Waldfriedhöfe, Baumgräber und ähnliches mehr bezeugen den Wunsch im Tod wieder eins mit der Natur zu werden. In den letzten Jahren wurde dieses Thema auch vom Design aufgegriffen. Studenten an der Freien Universität Bozen haben sich in ihren Diplomarbeiten mit dem Lebensende auseinandergesetzt und z. B. eine Schachtel in Buchform aus edlem Holz entworfen, in der alle Verfügungen, das Testament, Bestimmungen für Begräbnis und Todesanzeige, Briefe an die Hinterlassenen, finanzielle Belange aber auch alle notwendigen Dokumente usw. an einem Platz würdevoll und übersichtlich für die Hinterbliebenen aufbewahrt werden können.
Aber zurück zu Socrem. Gegründet wurde der Verein 1992 auf Betreiben von Aldo Foldi, langjähriger Präsident. Unterstützt wurde er damals maßgeblich vom damaligen Bozner Vizebürgermeister, Herbert Mayr. Der uneigennützige Verein hat seinen Sitz in Bozen in der Trieststraße 82. Der Vorstand wird alle drei Jahre erneuert. Derzeit ist Giuseppe Rossi Präsident, Emma Zucal Vize-Präsidentin, außerdem gehören dem Vorstand Enrico Farina, Ada Dalsass, Angelo Mostura, Elena Graff, Hans Tauber und Salvatore Falcomatá an. In den ersten Jahren waren die Mitglieder fast nur aus Bozen und italienischer Muttersprache, mittlerweile gibt es Mitglieder beider Sprachgruppen im ganzen Land.Warum sollte man sich bei der Socrem einschreiben, haben wir Giuseppe Rossi gefragt. Wer feuerbestattet werden möchte, so Rossi, muss dies entweder ausdrücklich seinen Angehörigen bekunden und sich darauf verlassen, dass diese seinen Willen durchführen oder er muss ein notariell beglaubigtes Testament hinterlegen, das mit hohen Kosten verbunden ist. Bei Socrem beträgt der Mitgliedsbeitrag pro Jahr 20 Euro, Ehepartner zahlen 15 Euro pro Kopf.
Im Todesfall bewilligt die Gemeinde die Einäscherung anhand der bei Socrem hinterlegten Unterlagen, die Familie verfügt dann über die Art der Trauerfeier und beauftragt das Gemeinde- oder ein privates Bestattungsinstitut mit der Durchführung, wenn nicht der Verstorbene schon genaue Bestimmungen hinterlassen hat wie sein letzter Weg zu gestalten sei.
Die Mitgliedschaft bei Socrem hat noch einen weiteren Vorteil. Wenn der Todesfall außerhalb Südtirols oder gar im Ausland stattfindet, haben nur mündlich bekundete Dispositionen keinen Rechtswert. Ist der Wille zur Einäscherung hingegen bei einem Notar oder bei Socrem hinterlegt, ist dieser Wunsch auch über die Grenzen hinaus bindend.

Aktuell

Riten helfen bei der Trauer

Wie gehen unterschiedliche Religionen und Kulturen mit dem Lebensende um?

Wer das Grab besucht, hinterlässt einen Stein: Der jüdische Friedhof in BozenWer das Grab besucht, hinterlässt einen Stein: Der jüdische Friedhof in Bozen

Bestattungsriten haben von jeher eine große Bedeutung in den unterschiedlichen Kulturen und sind darauf ausgerichtet einerseits den letzten Weg zu gestalten, andererseits auch, den Hinterbliebenen bei der Trauer zur Seite zu stehen und ihnen durch Regeln und traditionelle Abläufe den Abschied zu erleichtern.
In den Südtiroler Dörfern ist das Begräbnis Ausdruck einer langen Tradition. Gottesdienst, Trauerzug, der Pfarrer, die Musikkapelle und die Dorfgemeinschaft in die typische Tracht gekleidet als letzte Begleitung. Die Friedhöfe der Dörfer spiegeln die Hierarchie wieder. Außenherum in großen Familiengräbern die Groß-Bauern und die Wirte, innen in Gräbern mit schlichtem Eisenkreuz und Foto die einfachen Dorfbewohner. Im städtischen Bereich ist das schon lange nicht mehr so. Erdgräber und Mauergräber kennzeichnen die Friedhöfe. Immer mehr Gräber sind Urnengräber.
Viele Menschen sind außerdem nicht mehr tief in der katholischen Religion verankert und wünschen sich eine nicht religiös geprägte letzte Ruhestätte und eine ebensolche Trauerfeier.
Schon ein Gang über den Bozner Friedhof zeigt, wie unterschiedlich die monotheistischen Religionen mit dem Tod umgehen. Die üppigen und bunten Gräbern des katholischen Friedhofs stehen in Kontrast zu den beiden kleinen Friedhöfen im Friedhof.
Der jüdische Friedhof mit seinen alten verwitterten Gräbern im Schatten alter Bäume strahlt Ruhe und Vergangenes aus. Auf den einfachen Grabsteinen liegen Steinchen, hinterlassen von Freunden und Verwandten, die das Grab besucht haben.
Gemäß dem jüdischen Beerdigungsritus darf der Tote bis zur Beerdigung nicht alleine gelassen werden. Er wird sorgfältig gereinigt in ein weißes Tuch und den Gebetsschal Tallith gewickelt und in einen schlichten Holzsarg gebettet, denn nach dem Tod sind alle gleich. Die jüdische Religion schreibt vor, dass der Tote in die Erde zurückkehren muss. Die Trauerzeit ist streng geregelt. Für sieben Tage schließt sich die engste Familie in das Haus ein und wird von Verwandten und Freunden mit dem Nötigsten versorgt. Alle Spiegel im Haus werden verdeckt, eine Öllampe brennt Tag und Nacht. Ab dem dritten Tag dürfen Trauer-Besuche empfangen werden. Die Trauernden setzen sich während dieser Zeit auf niedrige Schemel, in Erdnähe, als Zeichen der Verbundenheit mit dem Toten. Die offizielle Trauerzeit endet nach sieben Tagen mit einem Besuch am Grab. Während der Trauerzeit wird kein Sabbat gefeiert, der ein Tag der Freude ist.
Die Protestanten kennen keine Sterbesakramente. Der Tote wird bis zur Beerdigung im Haus aufgebahrt und der Sarg bzw. die Urne wird von Freunden und der Familie gemeinsam mit dem Pastor zum Friedhof begleitet. Am Grab wird aus der Bibel gelesen und es werden zur Meditation anregende Psalmen gesungen. Im Anschluss an das Begräbnis versammelt sich die Trauergemeinde zu einem Bankett zu Ehren des Verstorbenen. Der protestantische Friedhof in Bozen ist um 1900 entstanden und diente auch als Fremdenfriedhof. All jene, denen der katholische Friedhof die letzte Ruhe in geweihter Erde verwehrte, wurden hier bestattet. Auch er ist charakterisiert von alten Bäumen und verwitterten, sandsteinfarbenen Gräbern.
Der protestantische (Fremden)Friedhof in BozenDer protestantische (Fremden)Friedhof in Bozen
Das muslimische Begräbnis ist das Einfachste der monotheistischen Religionen. Der Tod wird als Weg zu einem besseren Leben interpretiert, übertriebene Trauerbekundungen sind deshalb nicht erwünscht. Je mehr Menschen an der Bestattung teilnehmen und dem Verstorbenen Respekt zollen, desto besser wird dessen Seele im Jenseits empfangen. Die Schulden eines Verstorbenen werden gemäß muslimischer Tradition noch am Tag des Ablebens getilgt. Der Verstorbene wird mehrmals sorgfältig gewaschen und mit Kampfer, Ölen und Weihrauch eingerieben bevor er in ein Leintuch gewickelt wird. Männer werden in drei Tücher gewickelt, Frauen in fünf. Die Bestattung sollte möglichst am selben Tag stattfinden. In einem gemeinsamen Gebet auf einem Platz oder in der Moschee wird um Vergebung der Sünden des Verstorbenen gebetet, anschließend wird er zum Friedhof begleitet, wo er (in islamischen Ländern) im Leintuch in Seitenlage, mit dem Gesicht zur Mekka in die Erde gebettet wird. Das Grab ist einfach, kein Grabstein, kein Foto, keine Blumen. Die Trauer dauert drei Tage, für die Witwe hingegen vier Monate und zehn Tage. In dieser Zeit sollte sie das Haus nur wenn absolut notwendig verlassen, keine auffällige Kleidung und keinen Schmuck tragen. In Bozen wurden hundert Grabstätten für Menschen muslimischen Glaubens eingerichtet.
Das chinesische Begräbnis ist eines der aufwändigsten, für das die Familie keine Mittel scheut und sich nicht selten auch verschuldet. Je älter und damit ehrwürdiger der Verstorbene ist, desto länger die Begräbnisfeierlichkeiten. Bis zu 49 Tage kann das dauern. Alle sieben Tage versammeln sich die Hinterbliebenen zum Gebet. Die Trauerzeit beträgt hundert Tage. Auf einem Altar vor dem Sarg werden Speisen aufgestellt und Weihrauch verbrannt. Kinder und nicht verheiratete Personen werden hingegen in aller Stille und ohne öffentliche Zeremonie zur letzten Ruhe getragen. Im Haus werden alle Spiegel abgehängt und die Götterstatuen mit rotem Papier verhängt. Der Körper des Verstorbenen wird mit Talg eingerieben und in seine besten Kleider gesteckt und geschmückt, Frauen werden geschminkt. Das Gesicht wird mit einem gelben Tuch bedeckt, der Körper mit einem blauen. In den Sarg werden Blumengirlanden, Geschenke und Fotos des Toten gelegt. Je mehr Blumen, desto höheres Ansehen hatte der Verstorbene. Der Sarg bleibt offen, Weihrauch und Speisen gelten als Nahrung für die Seele auf ihrem Weg ins Jenseits. Neben dem Sarg werden wertvolle Gegenstände aus Papier und Papiergeld verbrannt, um ihm das Leben im Jenseits zu finanzieren. Wenigstens für eine Nacht muss Wache gehalten werden, bevor der Sarg verschlossen wird. Der älteste Sohn sitzt auf dem Weg zur letzten Ruhestätte neben dem Sarg. Er wird eine Handvoll Erde aus dem Grab in einem Weihrauchbehälter nach Hause tragen. Alle Teilnehmer am Begräbnis verbrennen im Anschluss ihre Kleider. Sieben Tage nach der Beerdigung kehrt der Geist zum Abschiednehmen noch einmal ins Haus zurück. Alle Familienmitglieder bleiben in ihren Zimmern, der Boden wird mit Mehl bedeckt.
Bei den Hindus wird der Verstorbene noch am Todestag verbrannt. Der Leichnam wird sorgfältig gereinigt und mit Sandelholzpaste eingerieben; er wird mit allem, was ihm lieb war geschmückt und in ein Tuch gewickelt, das mit Blumen bedeckt wird. Je mehr Holz aufgeschichtet wird, um den Leichnam zu verbrennen, desto würdiger war er im Leben. Bei Vätern entzünden die Söhne das Holz, bei Müttern die Töchter. Die Söhne scheren sich am Todestag die Haare. Nach der Verbrennung wird die Asche in eine Urne gegeben und während der nächsten drei bis zehn Tage an verschiedenen Orten ausgestreut. Das Haus und die Teilnehmer der Feierlichkeit werden einem Purifikationsritus unterzogen. Die Familie trauert zehn Tage von allen isoliert, jeder Tag entspricht dem Monat einer Schwangerschaft; die Zeit für die Reinkarnation des Verstorbenen. Nach 15 Tagen treffen sich die Hinterbliebenen zu einem Reinigungsritus und zu einem gemeinsamen Essen.
Die längste Trauerzeit haben traditionell die Familien der Roma und Sinti. Sie dauert zwischen sechs Monaten und drei Jahren. In dieser Zeit sind alle Tätigkeiten wie Fernsehschauen, Musikhören, Tanzen, Singen, Theater, Teilnahme an Festen oder öffentlichen Ereignissen usw. untersagt. In einigen Sippen wird das ganze Hab und Gut des Verstorbenen verbrannt, Auto, Wohnwagen, Tiere. Die Trauer wird intensiv gelebt und gezeigt. Der Name des Toten darf nicht mehr erwähnt werden, aber sein Bild wird in hohem Angedenken gehalten.
Eine Mischung aus französischen und afro-amerikanischen Traditionen ist das Jazz-Begräbnis in New Orleans mit Musik, Gesang und vehementen Trauerbekundungen. Auf einigen Inseln der Philippinen werden die Toten in Bäumen zur letzten Ruhe gebettet. In Ghana ist es Sitte, die Toten in aufwändigen Särgen zur letzten Ruhe zu betten, deren Form entweder auf die soziale Stellung, bzw. die Arbeit des Toten hinweist. Zum Beispiel in Form eines Mercedes für einen Unternehmer, eines Fisches für einen Fischer oder einer Bibel, wenn es sich um einen Priester handelte.
Schlicht. Muslimische Gräber im Bozner FriedhofSchlicht. Muslimische Gräber im Bozner Friedhof