Aktuell

Wir danken herzlich

Die Rosenaktion ein wichtiger Beitrag – Trockenblumen im Pustertal

Jedes Jahr an Ostern trifft man sie auf allen Plätzen im ganzen Land. Die Freiwilligen, die Kälte und Regen trotzen, die keine Mühe scheuen, und geduldig an ihren Ständen ausharren, bis auch die letzte Rose verkauft ist.
Der Rosenverkauf ist eine der wichtigsten Spendenaktionen der Südtiroler Krebshilfe neben der Primelaktion der SVP-Frauen am 8. März und dem Verkauf von Trockenblumensträußchen im Pustertal.
Die Freiwilligen nehmen die Rosen von den Gärtnereien, die einen Sonderpreis für die Krebshilfe bieten, in Empfang, befreien sie von den Dornen und binden sie zu Sträußen von drei bis fünf Rosen zusammen. Für die Bevölkerung ist es schon eine liebe Gewohnheit geworden, die Stände der Krebshilfe landesweit auf den Kirchplätzen anzutreffen während der Osterzeit. Und die Bevölkerung ist gerne bereit, eine angemessene Spende für die Rosen zu gewähren, Rosen die ihren süßen Duft und ihre Schönheit in die Häuser bringen - ein Sinnbild für die Schönheit einer solidarischen Geste.

Aktuell

Der letzte Weg

Socrem – Verein der Südtiroler Feuerbestattung

"Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling" (Lao Tzu, Tao Te Ching). Der Tod. Die Vergänglichkeit. Ein Gedanke, den wir alle gerne von uns weisen. Nur nicht daran denken. So tun, als ob es uns nichts anginge. Nicht wagen, daran zu denken. Aber, egal ob jung oder alt, ob krank oder gesund, jeder von uns muss sich damit auseinandersetzen und auch damit, wie der eigene Abschied vom Leben aussehen soll.
Ein Schritt, der zu wichtig, zu bedeutsam ist, um ihn anderen zu überlassen. Ein Ereignis, das jeder für sich individuell gestalten kann, zu einem Zeitpunkt, wo es noch in weiter Ferne liegt. Das findet jedenfalls Socrem, der Verein der Südtiroler Feuerbestattung, seit mehr als zwanzig Jahren befassen sich die Mitglieder mit diesem Thema; und in Südtirol sind es mittlerweile immerhin mehr als 3.000. Tendenz steigend. Die meisten sind zwischen 60 und 80, aber es gibt auch jüngere, 30- oder 40jährige. Und es gibt 30 Hundertjährige. Am Anfang, 1993, war es eine Handvoll von Intellektuellen, Idealisten, die vor allem das philosophische Anliegen vereinigte, ohne katholischen Ritus und nicht in der Erde bestattet zu werden. In Städten wie Turin, Genua oder Mailand gab es solche Gruppen schon vor hundert Jahren. Heute sind die Beweggründe, sich bei Socrem einzuschreiben meist andere.
Immer mehr Gemeinden weisen Plätze aus, wo die Asche der Verstorbenen verstreut werden darf. Im Gebirge, am Fluss, im Wald. Besinnliche Plätze, eingebettet in die Schönheit der Natur. Klausen war übrigens die erste Gemeinde in Südtirol, die dies 2012 in der Gemeindeverordnung festgelegt hat, gefolgt von Brixen. In Gufidaun ist mitten im Wald beim Richt Pödele solch ein Platz, außerdem an der Rienz südlich von Brixen. Auf den Friedhöfen gibt es immer mehr Urnengräber. In Bozen, wo mittlerweile mehr als 70 % der Verstorbenen feuerbestattet werden, wird der Garten der Erinnerung gerade gebaut. In Brixen, Meran und Völs sind es auch schon über 50 % der Verstorbenen, die auf diese Art zur letzten Ruhe gekommen sind. In ganz Italien liegt die Quote etwa bei 35 % der Bestattungen.
In Brixen gibt es seit 2004 die Möglichkeit, die Urne eines Verstorbenen Zuhause aufzubewahren. Mehr als zwanzig Familien haben davon schon Gebrauch gemacht. Seit 2012 hat Brixen überdies vier Plätze zum Verstreuen der Asche ausgewiesen. Auf einer Blumenwiese am alten Friedhof, im Gemeindewald oberhalb des Kinderdorfs, im Fluss Rienz und im Eisack.
In den anderen europäischen Ländern ist die Quote zum Teil erheblich höher. In England z. B. werden 80 % der Verstorbenen feuerbestattet, in der Schweiz 90%, in Frankreich sind es knapp 40%, in den USA 42%. In Taiwan und Hongkong liegt die Quote um die 90%, in Japan schreibt die Staatsreligion, der Schintoismus, die Einäscherung vor, 100% der Verstorbenen werden verbrannt.
Socrem hat sich für die Feuerbestattung eingesetzt, als dies zumindest hier im Land noch ein Tabuthema war. Auch wenn die Feuerbestattung 1963 von der katholischen Kirche akzeptiert wurde, standen und stehen zum Teil auch noch heute viele Pfarrer diesem Thema kritisch gegenüber.
Heute ist die Feuerbestattung oder Kremation längst nicht nur eine von bestimmten, meist laizistischen Idealen, getragene Entscheidung, sondern immer mehr eine praktische Notwendigkeit, erklärt Giuseppe Rossi, Präsident der Socrem. Die Friedhöfe werden zu klein, Boden ist ein immer kostbareres Gut und die Wirtschaftskrise hält leider auch vor dem letzten Gang nicht inne. Erdbestattungen kosten ein Vielfaches der Feuerbestattung und ein Sarg-Grab nimmt den Platz von 50 Urnen ein. Die Urne kann auch außerhalb von einem Friedhof aufbewahrt werden. Dem Bestreben von Socrem ist es zu verdanken, dass es in Südtirol am Friedhof Bozen seit 2001 ein Krematorium gibt, bis dahin mussten die Toten nach Mantua zur Einäscherung gebracht werden. Auch in Innsbruck gibt es seit 1999 ein Krematorium und immer mehr Tiroler Familien entscheiden sich für diese Art der Bestattung.
Socrem kümmert sich aber um weit mehr als nur um diesen Aspekt. Giuseppe Rossi: „Bei unserer uneigennützigen Vereinigung kann jedes Mitglied ohne zusätzliche Notars-Kosten seinen testamentarischen Willen zur Feuerbestattung deponieren. Socrem übernimmt die Verantwortung, dass dieser Wille auch ausgeführt wird.“ Die Mitglieder können bei Socrem auch ihre Patientenverfügung deponieren, der Verein hilft zudem bei deren Erstellung und stellt wenn notwendig die Zeugen für die Unterzeichnung. Und noch mehr. Socrem informiert auch über die gesetzlichen Regelungen bei Pflegehilfen, über Seniorenwohnungen, Altersheime, den Dienst „Notfall Senioren“, den Hausnotrufdienst , Palliativbetreuung oder das Pflegetelefon.
Jedes Mitglied kann zudem bei Socrem ganz genaue Anweisungen hinterlassen, wie die eigene Bestattung organisiert werden soll. Welche Musik gespielt werden soll, welche Texte gelesen, wer den letzten Gang begleitet. Ein Priester, ein evangelischer Pastor, ein Freund oder Familienmitglied oder einer der drei ausgebildeten Abschiedsbegleiter des Vereins. Ein Urnenbegräbnis ist längst nicht mehr eine Atheisten oder Agnostikern vorbehaltene Beisetzungsart. Die Verabschiedung des Toten kann in einer Kapelle, einer Kirche oder eben im Trauersaal des Friedhofs abgehalten werden. An jedem ersten Dienstag des Monats lädt Socrem die Hinterbliebenen in den Trauersaal des Krematoriums am Bozner Friedhof zu einer Gedenkfeier.

Friedhof Brixen mit dem Garten für das Verstreuen der Asche.Friedhof Brixen mit dem Garten für das Verstreuen der Asche.

Das Begräbnis ist wie der Tod vor allem im ländlichen Bereich noch mit einem Tabu behaftet. Unsere Gesellschaft hat diesen Bereich ausgeklammert, man schämt sich fast, solche Themen anzusprechen. Dabei gibt es auch in der Geschichte mehr als genug Beispiele, dass die Menschen schon von jeher, auch zeitlebens an ihr eigenes Begräbnis dachten und nichts dabei fanden, es selbst zu planen. Man muss dabei nicht nur an die Pharaonen oder Könige denken, die sich ihre großartigen letzten Ruhestätten zu Lebzeiten bauen ließen. Auch die Arbeiter, die im alten Ägypten im Tal der Könige, die Pharaonengräber mit den bunten Darstellungen aus dem Totenbuch ausschmückten, arbeiteten an ihren eigenen Gräbern. Im Gegensatz zu den Pharaonen waren sie frei und konnten ihre eigene letzte Ruhestätte nach eigenem Gutdünken ausschmücken, ohne Rücksicht auf das Totenbuch und den Isis-Kult zu nehmen. Diese Gräber, die in einem Seitental zum Tal der Könige liegen, sind ein buntes Vermächtnis und zeigen Szenen des täglichen Lebens, den Grabherren mit seiner Familie beim Essen, auf der Jagd oder beim Spiel.
Bei den alten Griechen war die Kremation vor 3.000 weit verbreitet, allerdings war dieser Ritus dem Adel und höhergestellten Personen vorbehalten. Die Römer deponierten die Urnen der feuerbestatteten Familienmitglieder in sogenannten Kolombarien. Erst mit der Ausbreitung des Christentums ab 400 n. Chr. ging die Praxis der Totenverbrennung zurück. Karl der Große verbot diese Bestattungsart bei Todesstrafe.
Die Ausrichtung der eigenen Bestattung ist ein Thema, das vor allem in den nordeuropäischen Ländern zunehmend freier angegangen wird. Menschen, die mitten im Leben stehen, wählen ganz bewusst ihre Grabstätten aus. Waldfriedhöfe, Baumgräber und ähnliches mehr bezeugen den Wunsch im Tod wieder eins mit der Natur zu werden. In den letzten Jahren wurde dieses Thema auch vom Design aufgegriffen. Studenten an der Freien Universität Bozen haben sich in ihren Diplomarbeiten mit dem Lebensende auseinandergesetzt und z. B. eine Schachtel in Buchform aus edlem Holz entworfen, in der alle Verfügungen, das Testament, Bestimmungen für Begräbnis und Todesanzeige, Briefe an die Hinterlassenen, finanzielle Belange aber auch alle notwendigen Dokumente usw. an einem Platz würdevoll und übersichtlich für die Hinterbliebenen aufbewahrt werden können.
Aber zurück zu Socrem. Gegründet wurde der Verein 1992 auf Betreiben von Aldo Foldi, langjähriger Präsident. Unterstützt wurde er damals maßgeblich vom damaligen Bozner Vizebürgermeister, Herbert Mayr. Der uneigennützige Verein hat seinen Sitz in Bozen in der Trieststraße 82. Der Vorstand wird alle drei Jahre erneuert. Derzeit ist Giuseppe Rossi Präsident, Emma Zucal Vize-Präsidentin, außerdem gehören dem Vorstand Enrico Farina, Ada Dalsass, Angelo Mostura, Elena Graff, Hans Tauber und Salvatore Falcomatá an. In den ersten Jahren waren die Mitglieder fast nur aus Bozen und italienischer Muttersprache, mittlerweile gibt es Mitglieder beider Sprachgruppen im ganzen Land.Warum sollte man sich bei der Socrem einschreiben, haben wir Giuseppe Rossi gefragt. Wer feuerbestattet werden möchte, so Rossi, muss dies entweder ausdrücklich seinen Angehörigen bekunden und sich darauf verlassen, dass diese seinen Willen durchführen oder er muss ein notariell beglaubigtes Testament hinterlegen, das mit hohen Kosten verbunden ist. Bei Socrem beträgt der Mitgliedsbeitrag pro Jahr 20 Euro, Ehepartner zahlen 15 Euro pro Kopf.
Im Todesfall bewilligt die Gemeinde die Einäscherung anhand der bei Socrem hinterlegten Unterlagen, die Familie verfügt dann über die Art der Trauerfeier und beauftragt das Gemeinde- oder ein privates Bestattungsinstitut mit der Durchführung, wenn nicht der Verstorbene schon genaue Bestimmungen hinterlassen hat wie sein letzter Weg zu gestalten sei.
Die Mitgliedschaft bei Socrem hat noch einen weiteren Vorteil. Wenn der Todesfall außerhalb Südtirols oder gar im Ausland stattfindet, haben nur mündlich bekundete Dispositionen keinen Rechtswert. Ist der Wille zur Einäscherung hingegen bei einem Notar oder bei Socrem hinterlegt, ist dieser Wunsch auch über die Grenzen hinaus bindend.