Aktuell

Zehn Jahre Chance

Am 12.04.2003 wurde bei der Landesversammlung die Nullnummer vorgestellt

Kein Aprilscherz, auch wenn die Nullnummer der Chance das Datum 1. April trägt. Die Idee für eine eigene Zeitung geisterte schon lange in den Köpfen herum, konkret angegangen wurde sie vor etwas mehr als zehn Jahren. Geplant und schließlich auch verwirklicht haben dieses Projekt die frühere Landespräsidentin Christine Mayr und die erste Chefredakteurin Margareth Bernard. Ein Name für das Blatt war auch schnell gefunden. Die Chance – La Chance.
Am 11. April 2003 lud die Südtiroler Krebshilfe Südtirols Pressevertreter zu Athesia Druck in den Weinbergweg in Bozen ein. Anlass war die Vorstellung eines neuen zweisprachigen Mediums. Denn das stand von Anfang an fest, die Zeitung der Krebshilfe musste zweisprachig sein.
Ganze acht Seiten hatte die Nullnummer. Erschienen ist sie in einer Auflage von 3.000. Gratis verschickt an alle Mitglieder, an Landesämter und Ärzte. Ein paar Fotos aus den Bezirken. EinFachartikel von Primar Dr. Helmuth Amor, in dem er denÄrztebeirat der Krebshilfe vorstellte und etwas Geschichte der Südtiroler Krebshilfe. Farbig.
Das Konzept war einfach und erfolgversprechend. Berichte aus den Bezirken, redigiert und übersetzt von der Journalistin Margareth Bernard. Ein Editorial der Landespräsidentin. Ärzte, die in die Informationstätigkeit der Krebshilfe eingebunden waren, stellten ihre Fachartikel zur Verfügung. Bis vor vier Jahren gab es vier Ausgaben pro Jahr.
Mittlerweile ist die Chance aus den Kinderschuhen herausgewachsen. Das Layout ist modernisiert, die Inhalte haben sich vervielfacht. Seit einem Jahr hatsich die Chance zudem verdoppelt. Die deutsche und die italienische Ausgabe sind nicht mehr in einem Heft vereint, es gibt zwei Zeitungen:"Die Chance"und"La Chance". Je nach Sprachgruppenzugehörigkeit erhalten die Mitglieder dreimal im Jahr, im Frühjahr, im Sommer und vor Weihnachten eine der beiden. Jede Ausgabe hat mittlerweile einen Umfang von ca. 50 Seiten.
Die Informationen aus den Bezirken, viele Fotos und Kurzberichte aus den Bezirken sind nach wie vor ein wichtiger Bestandteil der Zeitung. Dazu kommen Reportagen, Portraits, Untersuchungen, Interviews, Leserbriefe und seit Anfang des Jahres auch eine Rezeptseite.
Seit April 2007 wird die Chance von der Journalistin Nicole Dominique Steiner betreut, die Margareth Bernard abgelöst hat. Die Titelseite und auch viele der Fotos im Inneren der Zeitung werden mittlerweile vom Profi-Fotografen Othmar Seehauser gestellt. Nach wie vor kommt die Chance ohne Werbung aus, wird gratis an alle Mitglieder verschickt und zur Gänze von der Südtiroler Krebshilfe finanziert.
Neben den Bezirksberichten ist es der Chance ein großes Anliegen die unterschiedlichen Aktivitäten der Krebshilfe zu dokumentieren, Vorträge, Kurse, Pressekonferenzen, über medizinische und soziale Themen zu berichten sowie Menschen vorzustellen. Menschen, die für die Südtiroler Krebshilfe tätig sind, Menschen, die mit/ trotz der Krankheit Krebs ihr Leben meistern. Ziel ist es, den Mitgliedern Informationen rund um das Thema Krebs und Volontariat zu vermitteln, ihnen das Gefühl zu geben, Mitglied einer großen Gemeinschaft zu sein und auch ihnen Mut zu machen. Kleine und große Geschichten aus dem Universum der Krebshilfe zu erzählen.

Aktuell

Kandidaten gesucht

Neuwahlen des Vorstands der SKH - Welchen Aufwand bringt Ehrenamt mit sich?

Renate Daporta Jöchler, Oskar Asam, und Ida SchacherRenate Daporta Jöchler, Oskar Asam, und Ida Schacher

Die Südtiroler Krebshilfe sucht Kandidaten. Zum Jahresanfang 2014 läuft die Amtszeit des derzeitigen Vorstands aus und Neuwahlen stehen an. Zu den bewährten Kräften, die sich wieder aufstellen lassen werden neue Gesichter kommen. Nicht alle treten wieder an, jeder Verein lebt auch von der Kraft der Erneuerung. Was erwartet die Neuen?
Am 5. April 2014 wird Landespräsidentin Renate Daporta Jöchler zum letzten Mal die Jahresversammlung der Südtiroler Krebshilfe leiten. Nach zwölf Jahren als Bezirksvorsitzende und sechs Jahren als Landesvorsitzende wird sie nicht mehr kandidieren. Wir haben sie und zwei Bezirksvorsitzende nach ihrer Motivation gefragt und nach dem (Zeit)Aufwand, den diese ehrenamtliche Tätigkeit mit sich bringt.
Im Gegensatz zu den meisten Bezirksvorsitzenden hat Renate Daporta nicht aus Zufall,sondern ganz bewusst kandidiert. Auch schon bei der ersten Wahl. Auslöser waren die Krebserkrankung ihres Mannes Karl und einer Freundin. „Wenn zumindest einer der beiden es schafft, dann werde ich mich engagieren“, hatte sich Renate Daporta geschworen, vor zwölf Jahren Mitte Dreißig, Mutter von zwei kleinen Töchtern und Hausfrau. Ihr Mann Karl hat es geschafft.
Das Leben der Familie Daporta Jöchler ist von der Erkrankung des Familienvaters und damaligen Alleinernährers in großem Maße beeinflusst worden. Renate machte ihrem Mann, einem selbständigen Malermeister die Buchhaltung und kümmerte sich um Haushalt und Kinder. Mit der Erkrankung stand die Familie, die gerade einen Wohnbaukredit aufgenommen hatte, vor dem Nichts.
„Ohne die Hilfe der Krebshilfe, weiß ich nicht, wie wir mit dieser Situation fertig geworden wären“, erinnert sich Renate Daporta heute. Deshalb auch ihre ganz bewusste Entscheidung,sich aktiv in die SKH einzubringen und zurückzugeben, was sie selbst bekommen hat. Gleichzeitig nahm sie eine Vollzeittätigkeit als Buchhalterin an. Das Verhältnis in der Familie kehrte sich um. Karl, der nach einer Umschulung halbtags arbeitet, kümmerte sich um die Töchter.
Pragmatisch und intuitiv wie Renate ist, machte sie sich als Vorsitzende des Bezirks Eisacktal – Brixen sofort daran, Dinge zu ändern, die ihrer Meinung nach im Argen lagen. Neue Kurse, vereinfachte bürokratische Abläufe, die Ausweitung der Dienstleistungen und eine verbesserte Kommunikation. Was für Brixen gut läuft, meinten die Vorsitzenden der anderen Bezirke müsste auch auf Landesebene funktionieren und so wurde Renate nach dem vorzeitigen Ableben der Landespräsidentin Christine Tembl Mayr zu deren Nachfolgerin gewählt.
“Am Anfang war klar, dass dieser Auftrag für die verbleibende Zeit von zwei Jahren galt, trotzdem wollte ich keine Pseudopräsidentin sein“, erzählt Renate Daporta. Mit viel Elan und Motivation nahm sie sich ihrer neuen Aufgabe an. „Eines habe ich aber von Anfang an gesagt, ich werde keine Dauerpräsidentin.“ Nun nach sechs Jahren ist für sie die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen.
„Es waren zwölf intensive Jahre, Jahre, die mir viel abverlangt haben, aber eben soviel wieder zurückgegeben haben.“Der Zeitaufwand lässt sich schwer ermitteln. „Mit Sicherheit kein Tag ohne Zeitaufwand, nicht jeder gleich. Zum Glück hatte ich auch einen sehr verständnisvollen Chef und konnte viele verlorenen Arbeitsstunden an den Samstagen nachholen.“
Benefizveranstaltungen besuchen, Vorträge und Pressekonferenzen vorbereiten, ständig am Netzwerk bauen, mit Ärzten, politischen Entscheidungsträgern, öffentlichen Einrichtungen, Sponsoren Kontakte pflegen, Zeit für persönliche Gespräche mit Betroffenen – mit der Stoppuhr kann man diese Zeit nicht messen.
Welche Voraussetzungen sollte ihrNachfolger/in mit sich bringen? Viel persönliches Engagement, sich selbst nicht in den Mittelpunkt stellen, Elan, Frische, relativ jung, perfekt zweisprachig, flexibel, offen, hartnäckig im Verfolgen der Ziele, einfühlsam, kompetent, pragmatisch, modern, gutes Zuhörvermögen … diese Eigenschaften fallen Renate Daporta spontan ein.
Die Südtiroler Krebshilfe hat sich in den letzten Jahren von Grund auf erneuert, ist für Ärzte wie Politiker und Verwaltungseinrichtungen zu einem ernstzunehmenden und gleichwertigen Partner geworden. Kommunikation, Medienarbeit, modernes Management sindheute Voraussetzung, um die Anliegen der Krebshilfe vorantreiben zu können. Auch die Mitglieder haben sich geändert. Immer mehr auch junge Menschen erkranken an Krebs. Sie haben andere Bedürfnisse, benötigen andere Antworten als die Betroffenen von vor dreißig Jahren.
Renate Daporta Jöchler:„Ich möchte jedenfalls diese Zeit in meinem Leben nie missen, ich täte es sofort wieder und kann nur jedem dazu raten, sich in einem Ehrenamt zu engagieren.“
Ida Schacher gehört sozusagen zum Inventar der Südtiroler Krebshilfe. Die Vorsitzende des Bezirks Oberpustertal wird auch im nächsten Jahr wieder für dieses Amt kandidieren. Sofort nach ihrer Erkrankung 1989 hat Ida begonnen, sich im Rahmen der Krebshilfe zu engagieren. In den ersten Jahren war sie sozusagen die rechte Hand der vorherigen Präsidentin, Irma Dapunt. In den letzten Jahren schon eine ältere Frau, die Hilfe brauchte, um Krankenbesuche zu unternehmen und all ihren Pflichten nachzukommen.
Als dann die Neuwahlen 2002 anstanden, wurde auch Ida aufgestellt. „Ich hätte nie erwartet, all diese Stimmen zu bekommen“, bekennt sie heute. „Meine erste Periode“, meint sie im Nachhinein, „war eine Katastrophe, weil ich einfach nicht recht wusste, wie ich das alles bewältigen sollte.“ Buchhaltung gab es keine, nur Zettel, die gesamte Organisation war ein Provisorium. Heute, nach Ablauf der dritten Amtsperiode hat sie das Gefühl, alles im Griff zu haben. Vor kurzem ist sie 60 geworden. Noch einmal will sie antreten, weil sie glaubt, jetzt ihre Leute noch nicht alleine lassen zu können.
Ihr Pensum erledigt sie neben ihrer Arbeit als Kellnerin. Sie schaut jeden Tag im Büro vorbei, macht Krankenbesuche, schreibt Dankeskarten, besucht in regelmäßigen Abständen die Kurse wie z.B. die Maltherapie. Nur manchmal wird es ihr zu viel, wie z. B. Im letzten August als innerhalb von zehn Tagen fünf Mitglieder verstorben sind.
Sie kann es jedenfalls nur empfehlen, sich zur Wahl aufzustellen. „Es ist eine schöne Arbeit, es macht Freude, Zeit zu schenken, Lichtblicke, Hoffnung und Mut. Die Krankheit Krebs hat so viele Konsequenzen auch finanzieller Natur, Arbeitsausfälle, Fahrtspesen, Arztkosten. Die Krebshilfe versucht überall zu helfen.“
Gerade der menschliche Aspekt sei dabei vongrößter Bedeutung. „Es braucht nicht viel. Manchmal sitze ich nur am Bett und halte die Hand. Wenn ich dann nachhause gehe, spüre ich einen Sinn und habe das Gefühl nützlich zu sein.“
Er hat sich zur Kandidatur überreden lassen, weil zu wenig Kandidaten zur Verfügung standen. Als Lückenfüller sozusagen. Dass er dann tatsächlich gewählt wurde, hat ihn am meisten überrascht. Oskar Asam ist seit eineinhalb Jahren Nachfolger von Margit Drabek Thies., die im Frühjahr 2012 verstorben ist.
„Ich hatte überhaupt keinen Einblick in die Arbeit und dann ist es plötzlich Ernst geworden.“ Oskar Asam ist ein intuitiver Mensch und so ist er auch seine Tätigkeit als Bezirksvorsitzender angegangen. „Wenn ich die Räumlichkeiten betreten habe, war ich jedes mal schockiert. So trostlos, so grau, alt. Das war eine der ersten Dinge, die ich in die Hand genommen habe.“ In den neu renovierten Räumen des Bezirkssitzes herrscht jetzt die Farbe Gelb vor und bunte Bilder aus den Maltherapiekursen schmücken die Wände.“ Die Tätigkeit als Vorsitzender ist schon arbeitsintensiv, aber vieles kann man delegieren, lacht Oskar Asam. Und im Delegieren ist Oskar Meister. “Deshalb, dank meinen ausgezeichneten Mitarbeitern, klappt hier auch alles wie am Schnürchen. Flohmarkt, Törggelen, Kochkurse, Krankenbesuche.
Laut Oskar ist die Zufriedenheit, die man aus einer ehrenamtlichen Tätigkeit zieht, unbezahlbar. „Ich war von jeher sozial aktiv. Bei der Caritas, beim KVW, habe mich für Leute eingesetzt, denen es schlechter geht als mir, weil die Gerechtigkeit zu wünschen übrig lässt.“
Oskar Asam würde es auf jeden Fall wieder tun. Und tatsächlich wird er sich auch wieder zur Wahl stellen."Es gibt einem ein gutes Gefühl und Kraft, wenn jemand erleichtert aufschnauft, wenn man das Gefühl hat, man kann weiterhelfen, man kann dem anderen beistehen, sein Schicksal zu tragen.“ Ab und zu ist er dann allerdings am Boden zerstört. „Mein Handicap, meine große Schwäche sind die Krankenbesuche. Da bin ich zu empfindlich. Ich bin sicher besser im Organisieren, im Motivieren.“ Wie er mit der Belastung fertig wird? „Am besten mit einem Gebet.“