Hospiz und Palliative Care

Zukunftsweisend und bürgernah

Sanitätsdirektor Dr. Oswald Mayr zu den Eckpunkten der neuen Tumorchirurgie
Die Zukunft ist eine leitlinienorientierte Therapie in jedem Bereich der Medizin. Begonnen wird mit dem sensibelsten Bereich: der Tumorchirurgie. Im Zentralkrankenhaus Bozen und in allen Schwerpunktkrankenhäusern Südtirols soll der gleiche auf evidence und best pratice beruhende Standard geboten werden.
Das Konzept ist entwickelt, von den meistenÄrzten gutgeheißen und wartet nun auf die Verabschiedung in der Landesregierung.
In Südtirol erkranken jedes Jahr mehr als 3000 Menschen an Krebs; 1.400 Menschen sterben jedes Jahr daran: Die Diagnose ist sowohl für den Patienten als auch für seine Angehörigen ein einschneidendes Erlebnis, das an die existentielle Substanz geht. „Jeder Patient hat das Recht auf ein Optimum an Diagnostik, Behandlung und Palliativ-Versorgung“, betont Sanitätsdirektor Oswald Mayr. Im Oktober hat er gemeinsam mit einer Gruppe von Experten den Südtiroler Primaren die Eckpunkte der neuen Tumorchirurgievorgestellt. Ziel der Reform ist, überall den gleichen Behandlungs-Standard gewährleisten zu können.
Die Leitlinien wurden in Zusammenarbeit mit Fachgesellschaften aller medizinischen Disziplinen und mit Zertifizierungsgesellschaften erarbeitet.“Für die Richtlinien der neuen Tumorchirurgiehaben wir uns an den Leistungsdaten der letzten drei Jahre orientiert“, erklärt Mayr.
Tumorchirurgie ist dann am erfolgreichsten, wenn sie im Netzwerk stattfindet und nicht nur von Einzelpersonen garantiert wird. Jeder Chirurg muss eine bestimmte Anzahl von Eingriffen und Fortbildungsstunden pro Jahr vorweisen. Dies sind zwei der wichtigsten Kriterien für die Zukunft.
In Zukunft wird jeder Fall dem sogenannten Tumorport vorgelegt, d. h. einem Gremium, das sich zusammensetzt aus Onkologen, Vertretern der Abteilung, die die Diagnose erstellt hat, Vertretern der Strahlentherapie, der Pathologie sowie des Pflegepersonals. Gemeinsam entscheiden sie das Therapiekonzept, um jedem Patienten pre- und postoperativ die beste Behandlung nach den neuesten Erkenntnissen zu garantieren.„Das heißt“, so Dr. Oswald Mayr, „dass jeder Fall, jeder Patient eine ganz individuelle auf ihn zugeschnittenen Therapie erstellt bekommt.“
Die Leistungen der Chirurgen und der Abteilungen werden zertifiziert. „Dafür brauchen wir Schwellen- bzw. Leistungswerte“, unterstreicht Oswald Mayr. „Ohne eine bestimmte Anzahl, die Garant ist für eine notwendige Routine kann keine Zertifizierung erfolgen.“ Für jedes Krankheitsbild werden eigenen Kriterien erstellt. Zum Beispiel ein Minimum an zwanzig Eingriffen im Jahr, davon zehn als Hauptoperateur für Dickdarmkrebs-Operationen.
Leidtragende sind bei dieser Regelung die Chirurgen, die an kleinen Peripherie-Krankenhäusern arbeiten, weil sie nicht auf diese Zahlen kommen. Die Patienten müssen weitere Strecken zurücklegen, um ins nächste Schwerpunktkrankenhaus oder nach Bozen zu kommen. „Aber wir sind auch sehr verwöhnt in Südtirol“, gibt Oswald Mayr zu bedenken."Anderswo ist es normal, weitere Strecken zum nächsten Zentrum zurücklegen zu müssen."
„Diese Leistungskriterien haben wir nicht etwa selbst erfunden, sie basieren auf internationalen Standards. Die Mehrheit der Kollegen hat diese Neuordnung positiv aufgenommen und akzeptiert“, so der Sanitätsdirektor. Die Zertifizierung erfolgt zudem nicht durch die Sanitätseinheit selbst, sondern wird von externen, neutralen Partnern durchgeführt.
Bei der Konzeption der neuen Tumorchirurgie sind sowohl die Südtiroler Krebshilfe als auch die Lega Tumori, LILT, eng eingebunden worden. Dr. Mayr: „Es war uns wichtig, bei dieser wichtigen und zukunftsweisenden Entscheidung so bürgernah wie möglich vorzugehen.“
Diese Neuordnung dient vor allem den Patienten, der Schaffung eines einheitlich, hohen Standards. Es gibt aber noch ein weiteres Motiv erklärt der Sanitätsdirektor. „Heute kann sich jeder Patient das Zentrum, wo er behandelt werden will aussuchen. In ganz Europa. Und zwar ohne sehr viel draufzahlen zu müssen. Wenn wir nicht zertifiziert sind, können wir nicht als onkologisches Zentrum auftreten und uns nicht positionieren!“
In der nächsten Chance folgt ein ausführlicher Bericht zu diesem Thema mit Interviews und Stellungnahmen von allen betroffenenKategorien, Befürwortern, Kritikern, Patienten usw.

Aktuell

Auch das ist Vorsorge: Eine begehbare Riesenbrust

Internationaler Monat für Brustkrebs-Vorsorgewoche - 1. bis 5. Oktober 2012
Jedes Mittel ist Recht, wenn es darum geht, die Aufmerksamkeit auf die Krebsvorsorge zu lenken. Auch eine begehbare Brust im Riesenformat. Zur Woche der Brustkrebs-Vorsorge hat sich die Südtiroler Krebshilfe in diesem Jahr etwas ganz Besonderes einfallen lassen: eine Aktionswoche rund um zwei begehbare Organmodelle, aufgestellt in den Brustgesundheitszentren Brixen und Meran.
Primar Dr. Arthur Scherer
Primar Dr. Arthur Scherer
Die Aktionswoche wurde mit einem Festakt im Krankenhaus Meran eröffnet, an dem neben der Landespräsidentin der Krebshilfe auch die beiden Primare und Leiter der Brustgesundheitszentren Herbert Heidegger und Arthur Scherer sowie der Primar der Pathologie Bozen, Guido Mazzoleni, anwesend waren. Der Südtiroler Sanitätsbetrieb war durch den stellvertretenden Bezirksdirektor Roland Döcker und den Direktor der Abteilung Krankenhäuser, Ulrich Seitz, vertreten. Paolo Coser, Präsident der italienischen Krebsliga, LILT, überbrachte die Grüße seiner Vereinigung und betonte, wie wichtig es sei, zusammen zu arbeiten, um das Thema Vorsorge in der Bevölkerungimmer mehr zu vertiefen.
Aufmerksamkeit erregen, vielleicht sogar im ersten Moment schockieren, sehen, tasten, sich bewusst werden. Darum geht es bei den mannsgroßen, begehbaren Brüsten. Solche Organmodelle sind in Deutschland nichts Neues mehr, es gibt sie vom Gehirn, vom Darm, in allen Varianten von der Brust. In Südtirol waren sie eine absolute Neuheit und die Besucher der Krankenhäuser Brixen und Meran, wo die beiden Modelle jeweils im Foyer aufgestellt waren, nutzten nach der ersten Scheu die Gelegenheit, sich das Innenleben einer Brust und der dort möglichen Krebsarten von Nahem anzuschauen.
Rund um diese Ausstellung hat die Krebshilfe in Zusammenarbeit mit der Stiftung Vital eine Reihe von zweisprachigen Abendveranstaltungen zu den Themen Ernährung, Bewegung und Selbstkontrolle, organisiert. Die wichtigsten Säulen, wenn es um Vorbeugung und Früherkennung von Krebs geht. Renate Daporta Jöchler, Landespräsidentin der Krebshilfe, zum Ziel der Aktionswoche: „Wir wollen die Frauen aufrütteln, ihnen klarmachen, dass sie selbst die Verantwortung für sich und für ihre Gesundheit übernehmen müssen. Wir wollen, dass anstelle der Angst vor dem eigenen Körper einegesunde Selbstkenntnis tritt.“
In Italien erkranken jährlich 45.000 Frauen neu an Brustkrebs, in Südtirol sind es um die 250. Auf der einen Seite ist zu beobachten, dass diese Krankheit immer mehr auch junge Frauen, Mütter,die mitten im Leben stehen, betrifft, auf der anderen Seite sind es immerhin schon 30– 40 Prozent der Frauen, die selbst den Krebs erkennen. Dank der Früherkennung ist die Heilungsquote auf weit über 80 Prozent gestiegen. Wenn er früh erkannt wird, ist der Brustkrebs nicht nur heilbar, es erfordert auch weniger invasive Therapien, um ihn zu besiegen. Dank der plastischen Chirurgie bedeutet eine Operation an der Brust heute längst nicht mehr, dass eine Frau ihrer Weiblichkeit beraubt wird und ihr Leben lang verstümmelt bleibt.
„Gerade deshalb“, so Renate Daporta Jöchler, „ist es so wichtig, dieses Thema immer wieder anzusprechen. Auch die jungen Frauen müssenbeginnen, sich regelmäßig selbst zu untersuchen, spätestens ab dem Alter von 30. Brustkrebs ist kein Problem der über 50jährigen. Die monatliche Selbstuntersuchung sollte so selbstverständlich werden wie das tägliche Zähneputzen.“ Je früher eine Frau damit beginnt, desto besser kann sie auch schon kleinste Veränderungen der Brust erkennen. In den beiden Brustgesundheitszentren Brixen und Meran werden das ganze Jahr über Kurse zur Eigenuntersuchung angeboten.
Neben den Abendkursen veranstaltete die Krebshilfe in der Aktionswoche auch Führungen mit Schulklassen, denen anhand derOrganmodelle die Physiologie der Brust und die Maßnahmen der Krebsvorsorge erklärt wurden. Nur zwei Stunden nach der Eröffnung der Aktionswoche war auch schon die erste Schulklasse angemeldet. Ein Kochkurs über gesunde Ernährung, der ebenfalls im Rahmen der Aktionswoche organisiert worden ist,hat den Teilnehmern gezeigt, dass gesunde Gerichte nicht nur sehr gut schmecken, sondern auch schnell zuzubereiten sind und nicht viel kosten. Keine Frage, dass auch das anschließende Buffet ganz im Zeichen eines gesunden Lebensstiles stand: Wasser, Fruchtsäfte, frisches Obst und nur zwei Schälchen mit Salzgebäck!
Die Landespräsidentin Renate Daporta Jöchler
Die Landespräsidentin Renate Daporta Jöchler
Bezirksdirektor Roland Döcker

Bezirksdirektor Roland Döcker