Hospiz und Palliative Care

Ich bin da. Für Dich da

Familienseelsorger Toni Fiung
„Menschen begleiten, Schwerkranke begleiten, Sterbende begleiten ist etwas vom Wertvollsten, was man tun kann.“ Toni Fiung ist Familienseelsorger der Pfarrgemeinde Bozen. In dieser Eigenschaft begleitet er Menschen auf allen Stationen ihres Lebens.
Das Wichtigste für ihn, wenn er einen schwerkranken Menschen besucht, ist Nähe zu vermitteln. Das Gefühl, Du bist nicht allein. Ich bin da. Für Dich da. „Um das zu können braucht es Distanz, ohne Distanz kann man nicht begleiten, weil man selbst dann in seiner Betroffenheit im Vordergrund steht.“
Außerdem braucht es Einfühlungsvermögen, Kraft und Mut. Eigenschaften, die in der Begegnung mit einem unheilbar kranken Menschen am ehesten Außenstehende aufbringen können, weil die Angehörigen zu sehr betroffen sind. “ Den religiösen Gedanken bringt Fiung nur dann ins Spiel, wenn er das Gefühlhat, es wird gewünscht. „Man muss den Willen des Menschen respektieren, den man vor sich hat, darf ihn nicht bedrängen.“
Sicher, Toni Fiung ist Seelsorger, für ihn ist der Glaube eine Ressource, die Kraft gibt. Auch uralte rituelle Handlungen, wie die Krankensalbung dienen der seelischen Stärkung. „Aber der Respekt vor dem Willen meines Gegenübers ist größer. Respekt auch vor der Situation, vor dem Schmerz, von der Selbstbestimmtheit eines jeden.“
Toni Fiung hat in seiner Ausbildung als Theologe und Pfarrer gelernt, sich zu schützen, um mit Leid umgehen zu können, ohne selbst daran zu verzweifeln. Als Supervisor kann er dieses Wissen auch an andere weitergeben. „Aber trotzdem verzweifelt man manchmal. Auch das ist Teil des menschlichen Lebens, ebenso wie Geburt und Glück, Leiden und Tod.“

Hospiz und Palliative Care

Zuhören – gut zuhören können

Rabbi Elia Enrico Richetti
Wir leben in einer multikulturellen und multiethnischen Gesellchaft– auch in Südtirol. Die Erfahrung Krankheit ist für alle Menschen gleich. Und wenn die Krankheit unheilbar ist, braucht jeder in gleichem Maße Beistand, egaL aus welcher Kultur er kommt. Elia Enrico Richetti war lange Zeit der Chefrabbiner von Venedig.
Die jüdische Gemeinde in Südtirol ist klein, hat zu wenige Mitglieder, um einen eigenen Rabbi zu haben. Aus diesem Grund haben wir uns an Rabbi Richetti gewandt, der auch jetzt noch Menschen in Extremsituationen und ihren Angehörigen beisteht.
“Mesnchen, die wissen, dass sie an einer unheilbaren Krankheit leiden, haben zumeist das Bedürfnis sich auszusprechen, alles, was sich in ihnen angestaut hat, herauszulassen.” Für Elia Richetti ist die Gabe des Zuhörens, des zwischen den Worten Heraushörens, von größter Bedeutung im Umgang mit kranken Menschen. „Nur wer wirklich zuhören kann, kann versuchen, die Sichtweise der betroffenen Person ins Positive zu wechseln.” Da sein, aber auch das Versprechen, ein Gebet in der Synagoge für die Heilung und für das Wohlergehen des Patienten zu sprechen, kann sich positiv auf den Zustanddes Kranken auswirken und ihm Erleichterung geben.
Das Sich Kümmern bezieht immer auch die Verwandten mit ein. Aber nicht nur. Rabbi Richetti nimmt gewöhnlich auch Kontakt mit den Ärzten und dem Pflegepersonal auf, die sich um den Kranken kümmern, vor allem dann, wenn es keine nahen Angehörigen gibt. Er vermittelt ihnen einige Informationen,die an die Religion des Patienten gebunden sind und deren Beachtung dem Betroffenen ein besonderes Gefühl des Angenommenseins vermitteln können. „Das hilft nicht nur Missverständnisse schon im Vorfeld auszuräumen, es hilft auch in Empathie mit dem Betroffenen zu treten. Kleine Zeichen, wie z.B. sich daran zu erinnern, dem Kranken Matzen-Brot während des jüdischen Osterfests zu reichen.“