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Rapunzel – schenk mir deinen Zopf

Haare spenden, um Perücken für Betroffene zu finanzieren – SKH Aktion mit Evi Weger
Im Juli ist sie angelaufen, die Haarsammel-Aktion der Südtiroler Krebshilfe. „Mit deinen Haaren kannst du Selbstvertrauen schenken und die Welt ein kleines bisschen glücklicher machen“, schreibt Evi Weger auf der Web-Seite ihres Projekts Rapunzel.
Angst, Schmerzen, sich ausgegrenzt und von einem Tag auf den anderen aus seinem Leben gerissen fühlen, sind Erfahrungen, die jeder Krebspatient durchlebt. Der durch die Chemotherapie bedingte Verlust der Haare macht das Elend auch nach außen sichtbar. Für Frauen ist es noch aus einem weiteren Grund schwer, sich mit dem Verlust der Haare abzufinden. Schöne und gepflegte Haare sind für viele Frauen wichtiger Teil ihrer Weiblichkeit und ihres Selbstwertgefühls, der Blick in den Spiegel und auf den kahlen Kopf lässt alles noch schwerer ertragen.
Evi Weger ist 28 Jahre alt, sie stammt aus Tramin, lebt seit sechs Jahren in Holland in der Nähe von Rotterdam und hat zwei Söhne im Alter von vier und eins. Als sie von Südtirol weggezogen ist, ist ihre Tante Margit gestorben. An Krebs. Die erste Erkrankung lag viele Jahre zurück, Evi war noch ein Kind. Aber sie erinnert sich an die Momente, in denen ihre Tante, die für sie wie eine zweite Mutter war, Angst hatte. Angst vor den Kontrollen. Angst, dass wieder etwas gefunden wird. Die zweite Erkrankung hat Evi intensiv miterlebt. Auch die Trauer um die Haare.
In Holland gibt es schon seit mehreren Jahren Haarspende-Aktionen, ebenso in Österreich. Eine Idee, die Evi, die seit diesem Jahr als Life-Coach arbeitet, auf Anhieb begeisterte. Und so kontaktierte sie die Südtiroler Krebshilfe auf der Suche nach einem Partner für ihre Haarsammel-Aktion und lief dabei offene Türen ein. Im Juli ist das Projekt Rapunzel vorgestellt worden. Bisher beteiligen sich zwei Haarsalons, Haarstudio Mayr aus Bruneck und fantasy hair and beauty aus Terlan. Weitere werden gesucht.
Das Team vom Haarsalon Mayr in Bruneck mit gespendeten Zöpfen
Wer lange und nicht gefärbte Haare hat, der Zopf muss 30 bzw. 40 cm lang sein, kann sich die Haare in einem der beiden Salons kostenlos schneiden lassen oder aber die Haare dort abgeben. Es können auch Haare gespendet werden, die schon vor längerer Zeit abgeschnitten worden sind. Entweder direkt in die Salons bringen oder aber per Post schicken. Wichtig ist, dass die Haare sauber sind und als Zopf aufbewahrt wurden. Die Salons leiten sie an deutsche Perückenhersteller weiter.
Die Südtiroler Krebshilfe erhält pro Zopf einen Betrag und investiert dieses Geld in den Ankauf von Perücken für betroffene Mitglieder. Natürlich aussehende Echthaarperücken sind sehr teuer. Bei der Bozner Herbstmesse wurde das Projekt vorgestellt, der Salon „fantasy hair and beauty“ hatte einen Stand, wo Freiwillige sich vor dem Publikum ihre Haare schneiden lassen konnten, um sie zu spenden. Apropos Frauen: Evi Weger, die zwar in Holland lebt, aber das Projekt über die Webseite betreut, hat auch eine Mail von einem jungen Mann erhalten. Im Augenblick befindet er sich auf Weltreise, aber nach seiner Rückkehr möchte er unbedingt seine Haare spenden. Wer sich schon immer von seinem alten Zopf trennen und eine frische und modische Kurzhaarfrisur ausprobieren wollte, hat jetzt ein Motiv mehr!
Im November ist Miriam Mayr vom Salon Mayr in Bruneck nach Laupheim zum Perückenhersteller Bergmann gefahren und hat als Erlös für die ersten gespendeten Zöpfe 650 Euro erhalten, die der Salon auf 1.000 Euro zugunsten des Projekts Rapunzel der Krebshilfe aufgerundet hat.
Das Team vom Haarsalon Mayr in Bruneck mit gespendeten Zöpfen
Weitere Informationen
unter www.krebshilfe.it/de/infos/news/59-pressemitteilung.html oder projekt-rapunzel.com

Kontakt Evi Weger
projekt-rapunzel@hotmail.com

Aktuell

Attraktiv während der Chemotherapie

Julie Meunier: Bunte Tücher und Stirnfransen gegen den kahlen Kopf
Mit 27 Jahren an Brustkrebs erkranken ist ein Schock. Julie Meunier aus Nizza an der Cote d'Azur hat genau das erlebt, vor zwei Jahren. Was ihr am meisten fehlte, im von der Krankheit auf den Kopf gestellten Alltag, war die vertraute Geste des Haarekämmens, außerdem störte sie die Perücke auf der Kopfhaut. Sie kam auf eine Idee, die ihr zu neuer Sicherheit verhalf und die sie heute anderen Frauen weitergeben möchte: eine Kombination von Stirnfransen und Turban, kurz „Franjynes“.
Die Wortschöpfung Franjynes hat dazu noch eine doppelte Bedeutung. Frange heißen auf Französisch die Stirnfransen, „frangine“ hingegen Schwester. Julie hat damit auch der Solidarität unter Frauen, die das gleiche Schicksal teilen Ausdruck gegeben.
Jeden Tag ein anderer Turban, bunt, gemustert und aus weichem Stoff, frech zur Schleife gebunden, zu einem Knoten gedreht oder mehrmals um den Kopf gedreht. Und unter dem Turban guckt frech eine Ponyfranse hervor. Für Monate war das Julies Look und die Leute auf der Straße schauten ihr nach, nicht weil sie bemitleidenswert aussah, sondern weil sie hübsch war, lächelte und durch ihren besonderen, kecken Stil auffiel.
Heute sind ihre Haare längst nachgewachsen, aber Julie bindet sich immer noch Tücher um den Kopf. Während der Chemotherapie war das Turban-Binden für sie der Ersatz der vertrauten Geste des Haare Kämmens. Kaum waren ihre Haare nachgewachsen, stürzte sich die junge Französin in ein Projekt. Ein Crowdfunding um Geld für eine Start-up zu sammeln. Sie wollte an andere Frauen weitergeben, was ihr die Zeit der Chemotherapie erleichtert hat. Und so ließ sie Ponyfransen in verschiedenen Haarfarben, schwarz, braun, rot, blond und grau anfertigen und Turban-Tücher. Die Stirnfransen gibt es außerdem in der Version glatt oder gelockt.
Heute hat Julie Meunier einen kleinen Showroom in Nizza und verkauft die „Franjynes“ wie sie ihre Kreationen getauft hat, auch im Internet. Für kleine Mädchen gibt es die „Franjynettes“. Der Preis ist erschwinglich 50 € für die Stirnfransen, 40 € für das Tuch. Die verschieden farbigen Franjynes heißen Jane, Brigitte oder Marilyn, die Tücher Mme Sweet Pink, Mme Sweet Purple oder Green Pinup. Julie geht nicht nur ihr Leben, sondern auch ihr Business mit Humor an.
Auf ihrer Webseite können Videos angeklickt werden, wo Julie mit wenigen Handgriffen vorführt, wie die Tücher auf immer neue Weise gebunden werden können. Wichtig ist , Volumen am Kopf zu schaffen. Die Ponyfranse schaut darunter hervor. Ein bisschen Make-up, Augenbrauen mit einem Stift nachziehen, ein frischer Lippenstift und fertig ist der neue Look. Eine Alternative für all jene Frauen, die keine Perücke tragen möchten, die Frauen auch während der Chemotherapie hilft, attraktiv auszusehen und sich mit ihrem Spiegelbild identifizieren und an ihm freuen zu können.
www.lesfranjynes.com