Thema
Richtig versichert
Interview mit dem Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Südtirol, Walther Andreaus
> Aktiv: Es gibt eine schier unüberschaubare Menge an Versicherungspolicen mit einer Unmenge an Klauseln. Welche sind aus Ihrer Erfahrung die Wichtigsten, welchen den Bereich der Familie am besten schützen helfen?
Andreaus: Als Prinzip beim Versichern gilt: Jede/r sollte die Risiken versichern, die existenzbedrohend sind. Und das kann je nach Lebenslage etwas anderes sein. Berufseinsteiger etwa benötigen weniger Versicherungsschutz als Familien.
> Aktiv: Besteht auch die Möglichkeit, sich über Agenturen im Ausland versichern zu lassen oder ist jeder Bürger gezwungen, sich im jeweiligen Land zu versichern? Welche Möglichkeiten hat der Bürger hier?
Andreaus: Im Rahmen der Verwirklichung des Binnenmarkts kann jede/r eine Lebens- oder Schadensversicherung, in gleich welchem Land der EU, abschließen. Die KFZ-Haftpflichtversicherung ist davon ausgenommen. Es ist nicht immer leicht als „italienische" VerbraucherInnen im Ausland eine Versicherungsdeckung zu bekommen. Aber auch bei uns werden bereits verschiedene ausländische Policen vertrieben. Auch hier gilt: mehrere und vergleichbare Angebote einholen!
> Aktiv: Weniger kann oft auch mehr sein. Glauben Sie, dass es auch ein Zuviel geben kann bzw. dass manchmal unnötige Policen oder ein gar sich überschneidender Versicherungsschutz angeboten und verkauft wird?
Andreaus: Leider schauen viel zu viele Versicherungsgesellschaften mehr auf ihren Gewinn als auf die Bedarfsorientierung bei der Entwicklung von Angeboten. Ein Beispiel für Fehlentwicklungen im Versicherungsmarkt sind Kapitallebensversicherungen. Konsumentenschutzverbände halten die Kapitallebensversicherung - auch Erlebensversicherung genannt - für eine schlechte Wahl. Altersvorsorge ist eher ein Geldanlageproblem als ein Versicherungsproblem. Es ist daher sinnvoller, sich mit einer Risikolebensversicherung gegen den Todesfall abzusichern (für diejenigen die den Bedarf überhaupt haben) und den Rest des Geldes gut anzulegen. Der Versicherungsmarkt gehört zu den am wenigsten transparenten Märkten. Die Information beim Vertragsabschluss über das, was die Versicherung abdeckt und vor allem darüber, was sie nicht abdeckt, ist höchst lückenhaft. Derzeit ist es sogar üblich, dass Versicherungen ihren Kunden die Vertragskonditionen erst nach Abschluss des Vertrages mitteilen.