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ASGB zur Armut in Südtirol

Krise kann nur mit höherer Kaufkraft bewältigt werden

Die anhaltende Wirtschaftskrise und die steigende Armut in Südtirol kann nur durch eine spürbare Stärkung der Kaufkraft erreicht werden. Dies betont der Autonome Südtiroler Gewerkschaftsbund (ASGB) in Anlehnung an die Äußerungen von Landesrat Theiner über die Armutssituation in Südtirol und fordert gleichzeitig die Wirtschaft zu mehr Verhandlungsbereitschaft auf.
„Deutschland hat es vorgemacht: höhere Löhne im Jahr 2010 haben zu einem höheren Wirtschaftswachstum geführt", beruft sich der Vorsitzende des ASGB, Tony Tschenett auf die positiven Entwicklungen in Deutschland. „Das, was wir als ASGB seit Monaten und Jahren betonen, ist, dass nur über die Kaufkraftstärkung der breiten Bevölkerung eine gesunde Wirtschaftsentwicklung möglich ist. Andere Länder haben es verstanden, unsere Wirtschaft scheinbar nicht. Während die Preise und Tarife weiter steigen, stehen die Gehälter schon lange still", so Tschenett weiter.
„Mit den Abfederungsmaßnahmen der öffentlichen Hand gegen die Krise werden zwar die Symptome bekämpft, sie machen aber nur dann Sinn, wenn auf der anderen Seite die weniger krisengeschüttelten Sektoren mittels Zusatzkollektivverträgen einen Reallohnzuwachs ermöglichen. Der Spielraum hierfür wäre auch mit der drastischen Senkung der Wertschöpfungssteuer IRAP in den letzten beiden Jahren vorhanden", erklärt Tschenett weiter. Bei den Zusatzverträgen seien aber auch die öffentlichen Arbeitgeber Land, Sanität, Gemeinden usw. gefordert. Sie hätten die staatlich angeordnete Einfrierung der Gehälter mit Berufung auf die Autonomie vermeiden können. Der Kaufkraftverlust von Tausenden öffentlich Bediensteten belaste die gesamtwirtschaftliche Situation auf jeden Fall, so der ASGB. „Die lohnabhängig Beschäftigten haben in Südtirol bereits viele Opfer gebracht. Im neuen Jahr müssen ihnen daher die Erfolge, die gerade auch die Beschäftigten für die Unternehmen mit erwirtschaftet haben, zugutekommen. Sie warten noch immer auf ihren gerechten Anteil am Wirtschaftswachstum" fordert Tschenett.
Was die Rentner betrifft, so ist vor allem die Politik gefordert. Eine wirksame Unterstützung könne es hier nur durch entsprechende Umschichtungen im Landeshaushalt geben, in dem Gelder für verzichtbare Projekte für mehr Existenz sichernde Aufgaben verwendet werden, fordert Tschenett weiter. „Wir stimmen Landesrat Theiner zu, dass junge Menschen keine feste Arbeit mehr finden. Unsere Arbeitgeber sehen durch den Konkurrenzkampf leider nur den kurzfristigen Kostenvorteil „billiger" Arbeitsverträge und wälzen die mittel- und langfristigen Nachteile für die Gesamtwirtschaft und das Sozialsystem auf die Allgemeinheit ab." Allerdings könnte das Land hier den Anfang machen und statt der zahlreichen prekären Arbeitsverträge wieder ordentliche Arbeitsverhältnisse schaffen.

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Unsere Verstorbenen Wegbegleiter

Franz Plaickner, Mitbegründer des ASGB und ehemaliger Landtagsabgeordneter
Vor Kurzem wurde Franz Josef Plaickner nach längerer Krankheit im engsten Familienkreis zu Grabe getragen. Er wurde 80 Jahre alt.
Franz Plaickner war einer der drei Südtiroler Gewerkschafter, die am 14. September 1964 den ASGB gegründet haben; sie sahen die Rechte der deutsch- und ladinischsprachigen Mitglieder in der CISL nicht mehr gebührend vertreten.
Franz Plaickner wurde zum ersten Landesobmann des ASGB gewählt und hatte mit seinen Mitstreitern große Hindernisse aus dem Weg zu räumen, um dem ASGB eine Überlebenschance zu sichern. Er hat durch seinen unermüdlichen Einsatz Verbündete beim österreichischen Gewerkschaftsbund in Wien und bei der Tiroler Landesregierung in Innsbruck gefunden und es ist ihm gelungen, unsere Organisation auch über die Südtiroler Grenzen hinaus bekannt zu machen und Förderer für die gute Sache zu finden. Man muss bedenken, dass in den 60iger Jahren des vorigen Jahrhunderts die politische Lage in Südtirol sehr angespannt war, und deshalb die Gründung des ASGB und auch die Jahre danach von den Sicherheitskräften mit Argusaugen beobachtet wurden. Die Funktionäre brauchten viel Mut und Ausdauer, um ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: eine starke Gewerkschaft, für die deutsch- und ladinischsprachigen Arbeitnehmer in Südtirol.
Franz Plaickner hat sich auch politisch engagiert und war von 1968 bis 1973 Mitglied des Regionalrates bzw. des Südtiroler Landtages.
In den letzten Jahren ist unser Kontakt mit Franz wieder intensiver geworden. Oft hat er uns mit seiner geliebten Frau Helga im Büro in Bozen besucht und uns von seiner Zeit beim ASGB erzählt, so dass wir über die Gründungsjahre gut informiert sind. Ein Sprichwort sagt: „man muss wissen woher man kommt, um zu wissen, wohin man geht". In diesem Sinne wird der ASGB und werden seine Mitarbeiter und Mitglieder Franz Plaickner ein ehrendes Andenken bewahren.
Salvator Nicolussi, Mitbegründer des ASGB-Patronates
Lieber Salvator, es war ein kalter Dezembertag, als dich deine Angehörigen und viele Freunde und Bekannte zur letzten Ruhestätte in Lusern, deinem geliebten Heimatdorf, begleitet haben. Die Abschiedsworte deiner Familienangehörigen waren so positiv, so liebevoll und zuversichtlich, wie du es dein Leben lang warst. Pessimismus war nicht deine Lebensphilosophie. Mit viel Freude hast du nach deiner Pensionierung im ASGB angepackt und mitgeholfen das Patronat aufzubauen; du hast unsere Rentnergewerkschaft mitbegründet und sie auch die ersten Jahre als Obmann geleitet. Du hast immer ausgleichend gewirkt, für jeden ein gutes Wort gefunden und nie deinen Humor und Lebenswillen verloren. Lieber Salvator, wir danken dir für alles, was du für den ASGB getan hast und auch dafür, dass du uns gelehrt hast, in jedem Menschen immer das Gute zu sehen. Wir werden dir immer ein ehrendes Andenken bewahren.