Aktuell
Weihnacht und Kommerz
Die ruhige Zeit ist wieder da, die Zeit der Erwartung, der Verinnerlichung, des Gedenkens an den Sinn des Seins, unserer Einbettung in die Gemeinschaft und unsere Haltung und Mitbeteiligung darin. Da huschen so verschiedene Bilder aus Erinnerung und Erlebnis vorbei, die da tatsächlich ernsthaft zu denken aufgeben, was wir Menschen denn wirklich aus der Gemeinschaft, aus unserem Umfeld, aus unserem Willen der Mitgestaltung gemacht haben. Wie nett und hilfsbereit sind wir denn zueinander, wie viel Anteilnahme erleben wir in Zeiten der Schwierigkeiten, der berechtigten Bemühungen um Gerechtigkeit in Existenz, Anerkennung, Beteiligung an der Wertschöpfung, Zugang zu den Annehmlichkeiten des Lebens usw.? Wieviel tragen wir, jeder von seiner Warte, seiner Position und seinen Möglichkeiten aus zur angemessenen, wohligen Befindlichkeit von Einzelnen, Familien, Gemeinschaften bei? Wie (zu) oft sind wir nur uns selbst der Nächste?
In der Tat ist die Vorweihnachtszeit alles andere als einleitend beschrieben. Hast, Geschäftigkeit, Lautstärke in Werbung und Kampf um Absatz und Konsum, Auslagerung der Handelstätigkeit auch in die Vielzahl der Christkindlmärkte, wo auch im Namen des armen, frierenden Jesulein mit Glühwein und Jägertee und den verschiedensten Weihnachtsliedern , meist gleichzeitig aus allen Richtungen, möglichst alle Sinne für Kauf und Konsum von Folkloreartikeln bis Hauspatschen, von Zelten bis Andenkenkitsch und vieles andere eingespannt werden.
Es ist ja bewunderswert, wie Kaufleute und besonders ihre Mitarbeiter diese Superbelastung, auch in durchgehenden Zeitabschnitten und unter Hintanstellung aller ihrer berechtigten, persönlichen Ansprüche für sich und ihre Familie, auch Weihnachten zu feiern, überstehen. Wir haben die kaufmännischen Angestellten besonders hervorgehoben, nachdem sie im Vergleich für den trotzdem vollen Einsatz, aber auch eine bescheidene Beteiligung am Gewinn des Weihnachtsgeschäftes, nämlich nur ihren fixen Lohn, haben. Und das nicht einmal im aktuellen Ausmaß, nachdem wir Gewerkschaften seit rund zwei Jahren schon um die Erneuerung des Landeszusatzvertrages kämpfen und seitens des Kaufleuteverbandes kaum Anerkennung der unzweifelhaft wertvollen und höchst qualifizierten, treuen Leistung der Mitarbeiter, ja im teuren Südtirol, sogar Verweigerung der Auszahlung der im schon verfallenen Vertrag vorgesehenen Leistungszulage erfahren.
Pünktlich ausbezahlt wird das Weihnachtsgeld, damit es ja vollständig und mehr noch ins Weihnachtsgeschäft wieder einfließt. Und für die Lehrlinge, wo wir für die Kaufleute günstigeren Lösungen zugestimmt haben, werden nur die Vorteilsbedingungen angewandt, bei Erfüllung der zusammenhängenden Pflichten hört man einfach schlecht. Das alles ist ein schriller Widerspruch zur produzierten, feierlichen Weihnachtsstimmung im Lichterglanz und Glockenklang, aber auch zum vertagten, außerordentlichen Übereinsatz der Mitarbeiter im Weihnachtsgeschäft mit verweigertem, erneuertem Landeszusatzvertrag. Gerade der Kaufmann und Dienstleister erbringen eine Leistung aufgrund eines Kaufvertrages. Von dieser Praxis her müssten sie eigentlich den natürlichen Respekt und Gerechtigkeitssinn haben, dass die Mitarbeiter vorrangig aufgrund eines gültigen, laufenden Vertrages die vereinbarte Leistung erbringen und dafür korrekt entlohnt werden. Mit Hoffnungen und Zukunftserwartungen kann man sich wirklich nichts kaufen. Es müsste auch zum Prestige der Sparte gehören, vertragsgetreu zu handeln, um der internationalen Kundschaft Korrektheit vorzuführen. Die Südtiroler Arbeiterschaft leidet schon sonst genug an Überhöhung der Lebenshaltungskosten und (T-) Euroumrechnungen. Bringt das Christkind vernünftige Einsicht oder muss nachgeholfen werden? •