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Neuorganisation der Postzustellung

Mit der Neuorganisation der Postzustellung ist es in Südtirol zu einem bislang noch nie dagewesenen Chaos gekommen. Die Briefträger/innen waren damit konfrontiert, von heute auf morgen eine neue „Zustellungszone“ zu bedienen, die ständigen Änderungen unterworfen ist.
Diese Umstellung kam vollkommen überraschend und ohne jegliche Vorbereitung. Der chronische Personalmangel, auf den derer Betriebssekretär Alfred Moser ständig hingewiesen hat, ist gerade in dieser Phase offenkundig geworden. Nachdem Moser Ende Jänner von der bevorstehenden Umstellung erfahren hat, setzte er alle Hebel in Bewegung, um die Verantwortlichen davon zu überzeugen, dass diese Regelungen rückgängig gemacht gehörten. Er bemängelte, dass die Arbeitnehmerschaft nicht in die Gespräche über eine Umstrukturierung eingebunden wurde. Das Ergebnis ist bekannt und wird Nachwirkungen haben. Vor allem bei der Zustellung der Tageszeitungen hapert es seit genannter Umstellung und es ist kein Ende in Sicht. Nun beordern die Verantwortlichen von Poste Italiane permanent Personal von anderen Regionen nach Südtirol, ohne entsprechende Ortskenntnisse und der Zweisprachigkeitsnachweise. Damit riskieren wir, dass die von der Post angebotenen Dienste nicht zufriedenstellend funktionieren: denn die Briefträger/innen haben mit den ihnen zur Verfügung gestellten technischen Geräten die Möglichkeit, für die Bürger verschiedene Leistungen, z. B. Einzahlungen, Handyaufladungen, usw. zu erledigen. Die Kommunikation ist daher ein wichtiger Aspekt.
Sowohl unsere Gewerkschaft als auch die Briefträger/innen waren verwundert, dass die Konföderierten Gewerkschaften einer Umorganisierung der Dienste zugestimmt haben. Zumindest hätte man die Situation in unserer Provinz berücksichtigen und entsprechend intervenieren müssen. Erst nachdem der Betriebssekretär des ASGB sämtliche Initiativen unternommen hatte, gerieten die Konföderierten unter Druck. Die Politik übt sich nach wie vor in eigenartiger Zurückhaltung und man hat nicht den Eindruck, dass man sich ernsthaft Gedanken macht, wie man an einer Verbesserung der Dienste arbeiten kann. Die politische Vertretung der Arbeitnehmer/innen verharrt weiter in einer Art Defensive, die sehr verwundert. Denn mittlerweile ist ein Absinken der Qualität bei vielen Diensten in Südtirol festzustellen, nicht zuletzt, weil viele Arbeitskräfte von keiner Seite mehr die nötige Unterstützung erhalten.

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Offener Brief

Unannehmbare Arbeitsbedingungen und nicht ordnungsgemäßes Funktionieren der Postdienste

von Alfred Moser (Postangestellter)
Unser Arbeitgeber, die Poste Italiane hat mit der Umsetzung der Neuorganisation der Arbeitszeiten und der Umstellung im Zustellbereich ein Chaos herbeigeführt, dessen Leidtragende die gesamte Südtiroler Gesellschaft ist. In erster Linie sind natürlich wir Postbediensteten betroffen, die mit einer enormen Zunahme der Arbeitslast konfrontiert sind, erhöhtem Stress ausgesetzt sind – mit der Wahrscheinlichkeit einer Zunahme von Arbeitsunfällen – und nicht zuletzt Gefahr laufen, noch mehr unbezahlte Überstunden leisten zu müssen, um unsere Dienste ordnungsgemäß auszuführen. Aber auch Verbraucher und Verleger sind Leidtragende der Umstellungen, die von den konföderierten Gewerkschaften CISL, UIL und CGIL auf nationaler Ebene abgesegnet wurden. Gerüchte, wonach der ASGB auch seine Unterschrift unter diese unsägliche Reform gesetzt hätte, dementieren wir mit Nachdruck!
Ziel dieser Umstellung scheint allein die Gewinnmaximierung für die Aktionäre der Poste Italiane gewesen zu sein, ansonsten gibt es nur Verlierer. Die versprochenen 25 unbefristeten Anstellungen sind ein Tropfen auf dem heißen Stein – davon sollten wir uns nicht ablenken lassen. Es besteht sogar der nicht unbegründete Verdacht, dass es sich nicht um Neuanstellungen handeln wird, sondern nur um die Umwandlung von befristeten Arbeitsverhältnissen in unbefristete Arbeitsverhältnisse.
Liebe Kollegen, die einzige Chance etwas zu verbessern, liegt im Abschluss eines territorialen Abkommens mit unserem Arbeitgeber. Dafür brauchen wir aber Schlagkraft und müssen zusammenhalten. Wir rufen jeden, der mit der Situation unzufrieden ist, auf, sich mit uns in Kontakt zu setzen. Die anderen Gewerkschaftsbünde in Südtirol werden keinen Finger rühren, eine lokale Änderung zu erzielen, denn sie hängen am Gängelband ihrer nationalen Bünde, die die Misere mit zu verantworten haben. Wenn wir aber zusammenhalten, besteht die Chance, dass wir die für uns aktuell prekäre Situation zu unseren Gunsten abschwächen können! Zeigen wir der Zentralverwaltung, dass wir Südtiroler uns nicht zur Melkkuh für Profitgier machen lassen, sondern uns gemeinsam für angemessene Arbeitsbedingungen und für ein im europäischen Kontext vergleichbares, ordnungsgemäßes Funktionieren der Dienstleistungen im Postbereich einsetzen!