Landesbedienstete
INTERVIEW-ECKE
Kindergarten – wo gehen wir hin?
Interview mit: Frau Dr. Christa Messner, Kindergarteninspektorin Deutsches Schulamt und Frau Dr. Edith Ploner, Kindergarteninspektorin Ladinisches Schulamt
ASGB: Wie kann man aus Ihrer Sicht die aktuelle Qualität im Kindergarten beibehalten?
Dr. Messner: Vorausgeschickt: Die Einschränkung auf zwei bis fünf Zeilen sind der Darlegung des Sachverhalts nicht angemessen. Das zwingt mich zu einer entsprechenden Verdichtung und auch Verkürzung. Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur haben sich drastisch gewandelt. Die Arbeitswelt ist massiv im Umbruch, das führt zu Verunsicherungen, der Druck von Wirtschaft und Politik auf die Bildungswelt ist hoch. Diese wird durch enorme Veränderungsprozesse bestimmt, der Kindergarten ist als erste Bildungsinstanz besonders stark betroffen. Die Bildungsleistungen des Kindergartens stehen in hohem Zusammenhang mit den ihm zugestandenen Ressourcen. Es braucht in ausreichender Anzahl gut ausgebildete Pädagoginnen und die Rahmenbedingungen für die Arbeit müssen verbessert werden. Die Pädagoginnen sind der Schlüssel zur Qualität.
Dr. Ploner: Das wird zu einer großen Herausforderung werden. Abstriche am Zeitbudget der pädagogischen Fachkräfte haben grundsätzlich einen Preis. Wir arbeiten bestimmt an Optimierungsmöglichkeiten wie z. B. an einem effizienten Sitzungsmanagement bei den Teamsitzungen, an Organisationsmodellen und Zeitfenstern, die entlastend sein können, aber bestimmte Kernbereiche zusätzlich zur direkten Bildungsarbeit mit den Kindern müssen gewährleistet werden. Nach diesem 1. Jahr werden wir dann gezielter evaluieren.
Dr. Ploner: Investition in frühe Bildung zahlt sich aus, das ist wissenschaftlich erwiesen. Die Kinder sollen weiterhin einen Lebens- und Lernort vorfinden, der auf ihre Bedürfnisse abgestimmt und förderlich für die eigene Entwicklung und für ihr Lernen ist. Der Kindergarten soll ein Ort der Begegnung und der tragenden Beziehungen sein, in dem Bildungspartnerschaft mit den Familien realisiert wird und tragende Brücken und Übergänge zur nächsten Bildungsstufe zum Wohle der Kinder geschaffen werden. Das Selbstvertrauen, die Neugierde und die Begeisterungsfähigkeit der Kinder sollen gestärkt und entwickelt werden. Vielleicht ist es sinnvoll, die Kindertagesstätten in den Kindergärten zu integrieren.
Aufgrund der ökonomischen Krise ist die Anpassung der Rahmenbedingungen für die Arbeit im Kindergarten Jahr für Jahr aufgeschoben worden. Der qualitative Ausbau wird im deutschsprachigen Kindergarten vom quantitativen Ausbau überschattet, jedes Jahr wächst die Anzahl der Kinder. Allein der Zuwachs der Kinder hat in den letzten 15 Jahren einen hohen Stellenausbau im deutschsprachigen Kindergarten nach sich gezogen.
Dr. Ploner: Es braucht ein Arbeitszeitmodell, das im Bildungsbereich stärker integriert ist und sich diesem annähert. Das Arbeitspensum der Bildungsarbeit mit den Kindern ist meiner Meinung zu hoch, wenn wir weiterhin diese Qualität der Bildungsarbeit garantieren wollen. Wir haben zwei Berufsbilder, die es zu überdenken gibt. Es ist höchst an der Zeit, dass wir die Verhandlungen für einen neuen Arbeitsvertrag beginnen. Der Übergangsvertrag war ein erster Schritt dazu. Grundsätzlich müssen wir aber auch sagen, dass wir in Südtirol gute bis sehr gute Rahmenbedingungen vorfinden, was die Strukturen und die Organisation der Kindergärten anbelangt.
Dr. Ploner: Die Motivation nicht zu verlieren und Tag für Tag an der Selbstverwirklichung im und durch den Beruf zu arbeiten, aber auch auf sich zu schauen und auf die Grenzen der eigenen Belastbarkeit für jene, die fast grenzenlos „geben“. Das Minutenzählen ist meiner Meinung nach nicht zielführend für die eigene Berufszufriedenheit.
Vielen Dank für die
Zusammenarbeit!
Dr. Ploner: Das wird zu einer großen Herausforderung werden. Abstriche am Zeitbudget der pädagogischen Fachkräfte haben grundsätzlich einen Preis. Wir arbeiten bestimmt an Optimierungsmöglichkeiten wie z. B. an einem effizienten Sitzungsmanagement bei den Teamsitzungen, an Organisationsmodellen und Zeitfenstern, die entlastend sein können, aber bestimmte Kernbereiche zusätzlich zur direkten Bildungsarbeit mit den Kindern müssen gewährleistet werden. Nach diesem 1. Jahr werden wir dann gezielter evaluieren.
ASGB: Wie soll die Zukunft unseres Kindergartens aussehen?
Dr. Messner: Es muss gelingen, die Arbeitszeit der Bildungstätigkeit mit den Kindern, eine höchst anspruchsvolle Aufgabe, zu verkürzen und es braucht Zeit für die Aufgaben ohne Kinder. Wo Arbeit geteilt wird, bedarf es der Koordination. Es gilt, die Attraktivität für die Arbeit im Kindergarten zu erhöhen und auch Männer für diesen Beruf zu gewinnen. Die Zusammenarbeit mit den Familien, die zunehmend heterogener werden, bedarf weiterhin hoher Beachtung; der Kindergarten erreicht alle Familien, ist ein anerkannter Ansprechpartner und prominenter Ort der FamilienbildungDr. Ploner: Investition in frühe Bildung zahlt sich aus, das ist wissenschaftlich erwiesen. Die Kinder sollen weiterhin einen Lebens- und Lernort vorfinden, der auf ihre Bedürfnisse abgestimmt und förderlich für die eigene Entwicklung und für ihr Lernen ist. Der Kindergarten soll ein Ort der Begegnung und der tragenden Beziehungen sein, in dem Bildungspartnerschaft mit den Familien realisiert wird und tragende Brücken und Übergänge zur nächsten Bildungsstufe zum Wohle der Kinder geschaffen werden. Das Selbstvertrauen, die Neugierde und die Begeisterungsfähigkeit der Kinder sollen gestärkt und entwickelt werden. Vielleicht ist es sinnvoll, die Kindertagesstätten in den Kindergärten zu integrieren.
ASGB: Wie Sie wissen ist die aktuelle Debatte rund um den Kindergarten sehr stark. Es geht um die Arbeitsbedingungen des pädagogischen Personals der Kindergärten. Was ist Ihr Standpunkt dazu?
Dr. Messner: Kinder brauchen pädagogische Fachkräfte, die durch bessere Rahmenbedingungen entlastet werden, um die gesellschaftlichen Herausforderungen zu erfüllen. Die Anforderungen sind in den 266 Kindergärten unterschiedlich, an einigen Kindergärten gibt es auch gute Rahmenbedingungen. Der Personalschlüssel muss es ermöglichen, dass sich die Pädagoginnen dem Kind individuell zuwenden, mit den Kindern ungewöhnliche Wege gehen und nicht davon ablassen, die Entwicklung des einzigartigen Potentials eines jeden Kindes zu unterstützen.Aufgrund der ökonomischen Krise ist die Anpassung der Rahmenbedingungen für die Arbeit im Kindergarten Jahr für Jahr aufgeschoben worden. Der qualitative Ausbau wird im deutschsprachigen Kindergarten vom quantitativen Ausbau überschattet, jedes Jahr wächst die Anzahl der Kinder. Allein der Zuwachs der Kinder hat in den letzten 15 Jahren einen hohen Stellenausbau im deutschsprachigen Kindergarten nach sich gezogen.
Dr. Ploner: Es braucht ein Arbeitszeitmodell, das im Bildungsbereich stärker integriert ist und sich diesem annähert. Das Arbeitspensum der Bildungsarbeit mit den Kindern ist meiner Meinung zu hoch, wenn wir weiterhin diese Qualität der Bildungsarbeit garantieren wollen. Wir haben zwei Berufsbilder, die es zu überdenken gibt. Es ist höchst an der Zeit, dass wir die Verhandlungen für einen neuen Arbeitsvertrag beginnen. Der Übergangsvertrag war ein erster Schritt dazu. Grundsätzlich müssen wir aber auch sagen, dass wir in Südtirol gute bis sehr gute Rahmenbedingungen vorfinden, was die Strukturen und die Organisation der Kindergärten anbelangt.
ASGB: Was möchten Sie dem pädagogischen Personal der Kindergärten auf dem Weg mitgeben?
Dr. Messner: Der Übergangsvertrag, der mit 1. September in Kraft getreten ist, ist der Auftakt zu den Verhandlungen, die einen größeren Zeitrahmen beanspruchen. Die politisch Verantwortlichen haben den Ernst der Lage erkannt und sind gewillt, Veränderungsprozesse einzuleiten. Kontroversen werden den Weg zu den Veränderungen bestimmen. Sorgen Sie dafür, Ihre Anregungen auf der Grundlage des größeren Ganzen zu formulieren und nicht Kraft für individuelle Lösungen zu verschwenden und zu wenig Ziel führenden Polarisierungen und Polemiken beizutragen. Bleiben Sie in Verbindung mit sich selbst, sorgen Sie bewusst für Ihre Regeneration und orientieren Sie sich an der Essenz der Aufgabe. Sie leisten Großartiges und wirken entscheidend auf die Zukunft ein. Meiner Unterstützung können Sie gewiss sein.Dr. Ploner: Die Motivation nicht zu verlieren und Tag für Tag an der Selbstverwirklichung im und durch den Beruf zu arbeiten, aber auch auf sich zu schauen und auf die Grenzen der eigenen Belastbarkeit für jene, die fast grenzenlos „geben“. Das Minutenzählen ist meiner Meinung nach nicht zielführend für die eigene Berufszufriedenheit.
Vielen Dank für die
Zusammenarbeit!