AFI - WORK & ME

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Themenwettbewerb | Die Gewinner 2015/16

Rede an die Arbeitswelt
Die Arbeit ist nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für den Menschen, für seine Würde, für seine Bürgerrechte wie auch für die soziale Inklusion unerlässlich. […] Es fehlt [heute] an Arbeit, die wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten haben zugenommen. Viele Menschen sind verarmt und haben finanzielle Probleme in Bezug auf Wohnung, Gesundheit, Bildung und andere lebenswichtige Güter. Die Immigration verschärft den Wettbewerb, aber man darf den Migranten nicht die Schuld in die Schuhe schieben, denn sie sind Opfer der Ungerechtigkeit, Opfer dieser Wirtschaft, die Menschen aussortiert, und Opfer von Kriegen. Das Schauspiel dieser Tage, in dem Menschen wie Ware behandelt werden, ist zum Weinen!
In dieser Lage sind wir aufgerufen, »Nein« zu sagen zu einer Wegwerf-Wirtschaft, die verlangt, dass man sich mit der Exklusion der in absoluter Armut lebenden Menschen abfinden soll. […] Man schließt die Kinder aus (Geburtenrate: Null!), man schließt die alten Menschen aus, und jetzt werden auch noch die jungen Menschen ausgeschlossen (über 40 % der jungen Menschen sind arbeitslos!). Wer nicht produktiv ist, wird nach dem »Wegwerf-Prinzip« aussortiert.
Wir sind verpflichtet, ein klares »Nein« zum Götzendienst des Geldes zu sagen, der dazu drängt, um jeden Preis zu den wenigen zu gehören, die sich trotz der Krise bereichern, ohne sich um die unzähligen Menschen zu kümmern, die immer mehr verarmen, mitunter so sehr, dass sie Hunger leiden.
Wir sind verpflichtet, ein klares »Nein« zur Korruption zu sagen, die so verbreitet ist, dass sie eine völlig normale Einstellung und Verhaltensweise zu sein scheint. Aber nicht mit schönen Worten: mit Taten! »Nein« zu mafiaartigen geheimen Absprachen, Betrügereien, Bestechungsgeldern und anderem dieser Art.
Und nur auf diese Weise, mit vereinten Kräften, können wir »Nein« sagen zu dieser Ungerechtigkeit, die Gewalt erzeugt. […]
In dieser Situation, die sich keineswegs auf […] Italien beschränkt, sondern global und höchst komplex ist, darf man nicht einfach warten, bis wieder ein »Aufschwung« kommt – »wir warten, bis der Aufschwung kommt…« Die Arbeit ist fundamental – das hat die Italienische Verfassung von Anfang an gesagt –, und es ist erforderlich, dass die gesamte Gesellschaft mit all ihren Gliedern zusammenarbeitet, damit es für alle Arbeit gibt und es sich um eine Arbeit handelt, die weder die Würde des Mannes noch die der Frau verletzt. Das setzt ein Wirtschaftsmodell voraus, das nicht am Nutzen des Kapitals und der Produktion orientiert ist, sondern am Gemeinwohl. Und was die Frauen anbelangt – darüber haben Sie gesprochen [die Arbeiterin, die das Wort ergriffen hatte] –, so müssen ihre Rechte mit aller Kraft verteidigt werden, da die Frauen, die zudem noch die Hauptlast der Hausarbeit, der Kinder und der alten Menschen zu tragen haben, nach wie vor diskriminiert werden, und zwar auch bei der Arbeit.
Das ist eine sehr anspruchsvolle Herausforderung, die mit Solidarität und Weitblick angegangen werden muss; […] Deshalb muss man mutig in die Ausbildung investieren und die Tendenz umzukehren versuchen, die dazu geführt hat, dass in letzter Zeit das durchschnittliche Bildungsniveau gesunken ist und dass zahlreiche junge Menschen die Schule abgebrochen haben. Sie [wieder an die Arbeiterin gewandt] sind abends zur Schule gegangen, um weiterkommen zu können…

AUSSCHNITT AUS DER REDE DES PAPST FRANZISKUS VOM 21.06.2015 IN TURIN
w2.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2015/june/documents/papa-francesco_20150621_torino-mondo-lavoro.html
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