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Gender: Neu oder alles noch beim Alten? |

Frauen in der Arbeitswelt im 19. und 20. Jahrhundert – Ein Überblick
Das 19. Jahrhundert ist die Zeit der großen Umwälzungen im Zeichen des sozialen, technischen und wirtschaftlichen Fortschrittes. Das Leben der Menschen verändert sich radikal. Frau zu sein bedeutet aber immer noch, eine untergeordnete Stellung einzunehmen: kein Wahlrecht, deutlich schlechtere Arbeitslöhne als die von Männern, ein Arbeitstag von 12 bis 16 Stunden, kein Mutterschutz, kein Kündigungsschutz, keine Sozialleistungen, kein Gesundheitsschutz.
Haushalt und Kinderpflege ist in jener Zeit Aufgabe der Frau. Zudem steuern Arbeiterinnen und Bäuerinnen durch ihre Erwerbsarbeit dem Familieneinkommen finanziell bei. Die Frauen aus dem bürgerlichen Familienmodell kümmern sich ausschließlich um die Hausarbeit und die Erziehung der Kinder. Die bürgerliche Ehe ist das gesellschaftlich erstrebenswerte Familienmodell. So ist es in vielen Kreisen bis heute geblieben.
Das 20. Jahrhundert
Schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts kämpfen Frauenrechtsbewegungen vor allem um das Wahlrecht, das den Frauen fast überall verwehrt ist. Der Erste Weltkrieg beschleunigt die Emanzipation der Frauen. Weil die Männer im Krieg sind, werden Frauen Eisenbahnerinnen, Fabrikarbeiterinnen, Feuerwehrfrauen, Straßenhändlerinnen. Eigenständig und auf sich gestellt, führen sie Geschäft, Betrieb, Bauernhof und Haushalt. Die Kriegsverwundeten verlangen den professionellen Einsatz von Frauen in der Krankenpflege. Alles das führte zu einer größeren Eigenständigkeit der Frau. Bis in die Zwischenkriegszeit ersetzen die Frauen vollständig die Rollen der Männer. Nun sollen sie wieder ihre herkömmliche Rolle einnehmen. Nach dem Krieg ist die erworbene Eigenständigkeit der Frauen nicht wieder rückgängig zu machen. Die neue Freiheit setzt sich vor allem in den Großstädten durch. Das zeigt sich auch in der Mode. Haare und Röcke werden in den 1920er Jahren kurz getragen. In Italien stoppt der Faschismus die Emanzipation abrupt. Frauen sollen wieder an den Herd zurückgebracht werden. Die Löhne der Arbeiterinnen werden per Dekret um die Hälfte gekürzt. In privaten Betrieben dürfen Frauen nur 10 % der Beschäftigten ausmachen. Verheiratete Frauen werden entlassen. In der Schule dürfen Frauen nicht mehr an Wettbewerben für leitende Stellen teilnehmen. Das Schulgeld wird angehoben. In Deutschlands Weimarer Republik arbeiten Frauen für Löhne, die weit geringer sind als die der Männer. Beamtinnen müssen verheiratet sein, sonst wird ihnen gekündigt. Kinderlose Paare sind zu extra Steuerabgaben verpflichtet.
Im Zweiten Weltkrieg übernehmen Frauen in allen Ländern wiederum den Krankendienst. In Italien organisieren Frauen zudem den Transport von Waffen an die Partisanen, halten Vorbereitungs- und Spezialisierungskurse für Gesundheitsfürsorge usw., sind Informantinnen und das Bindeglied zwischen Zivilbevölkerung und Kämpfenden. Ein großer Schritt für die Frauenrechte im Allgemeinen macht Italien im Jahr 1946 mit der Errichtung der Demokratie. Die Frauen erhalten das aktive und passive Wahlrecht.
Dazu kommt das „Wirtschaftswunder“ der 60er und 70er Jahre. Moderne Haushaltsgeräte erleichtern die Hausarbeit – und die Werbung zeigt, wie Frauen im Haushalt damit fröhlich arbeiten. Frauen steigen auch in die Erwerbsarbeit ein. Den Betrieben kosten sie weit weniger als die Männer. Vielfach arbeiten Frauen in Heim- oder Schwarzarbeit ohne Sozialabgaben. Die wichtigsten gesetzlichen Errungenschaften für die Frauen in dieser Zeit sind folgende:
1950 wird das Gesetz zum Mutterschutz erlassen;
1956 erhalten Frauen den Zugang zu Geschworenen- und Jugendgerichten;
1956 sagt das Verfassungsgericht: kein Ehemann hat das Recht, seine Ehefrau zu züchtigen;
1957 schreibt der EWG-Vertrag fest: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“;
1963 bekommen Frauen den Zugang zu allen Berufen;
1963 wird eine Kündigung wegen Heirat verboten;
1977 wird jede Art von Diskriminierung bei Einstellung, Entlohnung und Aufstiegsmöglichkeiten sowie jede Diskriminierung in allen anderen Bereichen der Erwerbsarbeit von nun an gesetzlich verboten.
/ Quelle: Spada 2008


Die junge und bekannte Schauspielerin Emma Watson beschreibt sich selbst als Feministin. Sie setzt sich für die Gleichheit der Geschlechter ein. Folgendes Video zeigt ihre berührende Rede (in englischer Sprache) vor der Versammlung der Vereinten Nationen: www.youtube.com/watch?v=p-iFl4qhBsE
/ Aufgabe [ 1 ]
Welche Aufgaben sieht Emma Watson als noch zu erledigen an bezüglich der Gleichstellung beider Geschlechter?
/ Aufgabe [ 2]
Werden nur Frauen diskriminiert?
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